Ein Kommentar von Björn Jensen

Wenn zwei sich streiten, tun sie das, um herauszufinden, wer der Stärkere ist. Machtkämpfe haben deshalb meist ein klassisches Ergebnis mit Gewinner und Verlierer. Im Fall des Streits zwischen dem Vorstand des Deutschen Boxverbands (DBV) und dem Hamburger Verbandspräsidenten Jimmy Jamal Abboud, der gestern im Rücktritt Abbouds gipfelte, sucht man einen Gewinner jedoch vergeblich. Verlierer gibt es dagegen viele.

Abboud muss sich eingestehen, dass seine ungestüme Art, die DBV-Spitze öffentlich und intern zu diskreditieren, letztlich nicht zielführend war. Zwar könnte er sich als eine Art Robin Hood feiern lassen, der es wagt, hohen Funktionären die Stirn zu bieten. Zum Glück hat er gerade noch rechtzeitig eingesehen, dass er auf seinem Weg auch die Hamburger Vereine zu "Outlaws" gemacht hätte.

DBV-Präsident Jürgen Kyas muss einräumen, dass der Verband, dem er vorsteht, wieder einmal schlechte Schlagzeilen produziert hat. Funktionäre, die sich auf Nebenkriegsschauplätzen mit härteren Bandagen bekämpfen als ihre Sportler im Ring, sind kein Ausweis für ein souveränes und vertrauensvolles Miteinander. Der größte Verlierer ist der Boxsport.

Hamburgs Verband benötigt nun einen Neuanfang mit einem Vorstand, der es schafft, den sportlich erfolgreichen Weg der vergangenen Jahre weiterzugehen. Der DBV steht in der Verantwortung, alles zu tun, um den HABV auf diesem Weg zu unterstützen. Erst wenn beide Seiten verstehen, dass es ohne den anderen nicht geht, kann es wieder Gewinner geben.