Immer mehr Schiffe machen in Hamburg fest. 2015 werden schon eine halbe Million Passagiere erwartet. Drittes Terminal am Überseezentrum?

Hamburg. Erst im April wurde das zweite Hamburger Kreuzfahrtterminal in Altona offiziell in Betrieb genommen - doch schon jetzt werden Forderungen nach einem dritten Abfertigungsort für große Passagierschiffe laut. Grund sind die enormen Zuwachsraten beim Kreuzfahrtgeschäft in Hamburg. Nach derzeitigem Stand werden in diesem Jahr laut Hamburg Cruise Center (HCC) 120 Schiffe in der Hansestadt festmachen - gut 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Rund 300.000 Kreuzfahrtpassagiere werden Hamburg besuchen. 2015 könnten es schon 500.000 sein, schätzt der HCC, in dem verschiedene Firmen aus der Kreuzfahrt- und Zulieferbranche zusammengeschlossen sind. "Dann brauchen wir in Hamburg ein drittes Terminal - wegen der langen Bauzeiten muss man sich aber jetzt schon Gedanken machen", sagt HCC-Marketing-Managerin Nadine Platz.

Tatsächlich gibt es wohl schon solche Überlegungen. Ein drittes Kreuzfahrtterminal zähle zu den Vorschlägen, die für den neuen Hafenentwicklungsplan diskutiert werden, heißt es etwa bei der Hamburg Port Authority (HPA).

Völlig offen ist jedoch die Standortfrage. Die Elbkante von Altona bis zu den Landungsbrücken ist weitgehend bebaut oder verplant. Die Nähe zu Wohngebieten gilt als äußerst problematisch. So dürfen etwa in unmittelbarer Nachbarschaft des Kreuzfahrtterminals in der HafenCity wegen der Schiffsabgase keine Wohnhäuser gebaut werden. Am neuen Anleger in Altona ist wegen möglicher Lärm- und Verkehrsbelastung die Zahl der Schiffsanläufe auf 50 pro Jahr begrenzt.

+++ Halbe Kraft reicht nicht +++

+++ Umweltschutz ist Thema bei internationalem Hafenkongress +++

Außerdem gehen Kreuzfahrtexperten wie Joachim Köhn, Geschäftsführer von Hanseatic Cruise Centers, davon aus, dass der Trend zu immer größeren Schiffen mit gut 5000 Passagieren geht.

"Das bekommt man an den vorhandenen Standorten kaum geregelt", sagt Köhn. Hanseatic Cruise Centers, eine gemeinsame Tochtergesellschaft von der Aida-Reederei und des Umschlagsbetriebs Unikai, fertigt heute an den beiden Hamburger Terminals Schiffe mit Kapazitäten bis zu 3000 Gästen ab.

Platz für größere Schiffe im Hafen gibt es dann wohl nur auf der nördlichen Elbseite - wo allerdings gerade auch die Containerterminals vergrößert werden müssen. Anders bei der Fläche Überseezentrum, einem Lagerhauskomplex an den Freihafenbrücken, der auch schon einmal für die Uni-Verlagerung oder als Olympiafläche im Gespräch war. Für große Passagierzahlen braucht man viel Platz für Busse und Taxis, gut sei die Nähe von Bahnhof und Autobahn, sagt Köhn: "Das wäre beim Überseezentrum gegeben." Das Problem: Noch laufen die Mietverträge dort bis 2025. Allerdings sollte für die Uni-Verlagerung die Vertragszeit durch Entschädigungszahlungen schon einmal verkürzt werden, sodass dann ein drittes Hamburger Kreuzfahrtterminal um 2015 dort stehen könnte.

Eine solche Entwicklung war vor zehn Jahren nicht absehbar. Um 1999 bis etwa 2004 dümpelte die Zahl der Kreuzfahrtpassagiere in Hamburg unter der 50.000-Marke. Doch dann wurde 2004 das Kreuzfahrtterminal in der HafenCity eröffnet, wo die Schiffe quasi in Sichtweite des Rathauses festmachen können. Gleichzeitig setzte in Europa ein Boom bei Kreuzfahrten ein, nachdem die Passagierzahlen pro Schiff größer wurden und die Preise fielen. Schon 2007 kamen gut 100.000 Kreuzfahrtgäste nach Hamburg und gaben hier rund 75 Euro pro Person während ihres Kurzbesuchs aus. 2010 lag die Passagierzahl bereits bei etwa 250 000. Und im ersten Halbjahr 2011 hielt der Trend nach oben ungebrochen an: Mehr als 160.000 Passagiere machten bis Ende Juni dieses Jahres in Hamburg Station.