Damit Hamburgs Hafen stark bleibt, ist Feinarbeit gefragt

An keinem Ort in Deutschland wird die beeindruckende Kraft und Dynamik der deutschen Wirtschaft so sichtbar wie im Hamburger Hafen. Die schiere Menge der Container, die im größten Seehafen des Landes bewegt wird, zeigt die tiefe Verflechtung Deutschlands mit dem Welthandel, vor allem im Güterverkehr mit Asien. Ein Besuch auf den Schwergutterminals der HHLA oder von BUSS vermittelt einen Eindruck von der Breite deutscher Industrieleistungen: Riesiges Baugerät wird dort verschifft, Lokomotiven, Kraftwerksturbinen, Windkraftanlagen, zudem Hunderttausende von Autos und Lastwagen im Jahr.

Ein genauer Blick in den Hafen zeigt aber auch, wie filigran und verletzlich diese hochtourige Maschinerie der modernen Logistik ist. Ein Unfall oder Materialermüdung auf der Köhlbrandbrücke bringen den Verkehr auf der wichtigsten Straßenverbindung über den Hafen zum Erliegen. Verstopfungen auf der Hafenbahn bedeuten für den Stoffwechsel des Hafens eine schmerzhafte Quälerei.

Für die meisten Menschen in der Stadt und die Millionen Touristen, die Hamburg jährlich besuchen, ist der Hafen einfach da und funktioniert. Doch es bedarf vieler Erfahrung und Feinsteuerung, um dieses System in Gang zu halten. Hamburg ist einer der leistungsfähigsten Seehäfen der Welt, weil er mit Kompetenz und Augenmaß immer weiterentwickelt wurde.

Dies wird in der Zukunft schwerer sein als bisher. Es mangelt Hamburg an Platz, der kostbarsten Ressource, die eine Hafenstadt besitzt. Hamburgs wichtigster Konkurrenzhafen Rotterdam leidet ebenfalls an Beengung. Die Niederländer, Meister bei der Landgewinnung, bauen ihren Hafen mithilfe von Sandaufspülung in die Nordsee hinein einfach aus.

Diesen Weg kann Hamburg nicht gehen. Die Stadt lebt in enger Symbiose mit ihrem Hafen - eng auch mit Blick auf die begrenzte Fläche, die dafür zur Verfügung steht. Mehr als bisher wird die Kunst der städtischen Politik und Wirtschaft darin bestehen, sie mit Weitblick zu verwalten. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und sein Senat versichern bei jeder Gelegenheit, dass ihnen dies oberste Priorität ist. Man wird sie daran messen.