Als sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy Mitte August trafen und eine gemeinsame europäische "Wirtschaftsregierung" vorschlugen, sahen manche Beobachter darin schon einen Wendepunkt in der Schuldenkrise. Nun zeigt sich, was die pathetischen Worte tatsächlich wert waren: An den Finanzmärkten fällt das Vertrauen in die Fähigkeit der Politiker, die Probleme endlich in den Griff zu bekommen, auf immer neue Tiefpunkte - und damit die Aktienkurse.

Die Erfahrungen der zurückliegenden Jahre bieten allerdings wenig Anlass für Optimismus. Bis heute haben die Regierungen der Euro-Länder insgesamt 68-mal gegen den von ihnen selbst formulierten und unterschriebenen Stabilitätspakt verstoßen, ohne dass dies ernsthafte Folgen hatte. Und die Voraussetzungen für einen Durchbruch haben sich nicht verbessert, denn die Bevölkerungen sind offenbar immer weniger bereit, aus Euro-Solidarität Opfer zu bringen.

Zu allem Überfluss aber trüben sich nun auch noch die Aussichten für die Weltwirtschaft ein: Die USA fallen als Konjunkturlokomotive aus, weil sie noch immer unter den Folgen der Finanzkrise 2008/09 leiden. Und selbst die Schwellenländer müssen auf die Wachstumsbremse treten, weil sonst bei ihnen die von den Notenbanken der Industriestaaten gegen die Krise auf den Markt geworfenen Billionen die Inflation anheizen.

Man kann nur hoffen, dass die Politiker den Ernst der Lage noch rechtzeitig erkennen. Den Stabilitätspakt muss man nicht neu erfinden - man muss ihn nur einhalten.