Der “Zug der Ideen“ rollt nach der Sommerpause weiter. Internationale Zeitungen und Magazine empfehlen einen Besuch der Umwelthauptstadt.

Hamburg. Der "Zug der Ideen" fährt wieder durch Europa. Nach acht Wochen Sommerpause öffnet die rollende Wanderausstellung der Umwelthauptstadt Hamburg heute in Paris ihre Containertore. Im Bahnhof Gare d'Austerlitz werden den Franzosen vier Tage lang Hamburger Visionen einer ökologischen Großstadt vorgestellt, rund 70 000 Fahrgäste kommen hier täglich vorbei. Sie können im Fahrradsimulator virtuell durch die HafenCity strampeln, die Wasserharfe erklingen lassen - und bekommen wie nebenbei Ideen vermittelt, wie Städte lebenswerter und grüner werden können.

Die Pariser können sich auf runderneuerte Exponate freuen. In der zweimonatigen Sommerpause haben die Container in einem Güterbahnhof im Pariser Speckgürtel gestanden, wurden aufgefrischt und repariert. Sie hatten sehr unter den neugierigen Händen der bislang rund 30 000 Besucher gelitten. Beim Tier-Memory seien die Tiere nur noch schwer zu erkennen gewesen, sagt Rainer Müller, Sprecher der Ausstellung. "Und auch die Wasserharfe klang nicht mehr allzu harmonisch."

Vier Millionen Euro hat der "Zug der Ideen" gekostet. Auf einen Wert von 925 000 Euro, gemessen an Anzeigenpreisen, schätzt das Hamburger Stadtmarketing die Berichte in internationalen Zeitungen, die der Zug und seine Begleitkampagnen ausgelöst haben. Allein über Printmedien seien rund 28 Millionen Menschen erreicht worden, heißt es in einer Zwischenbilanz des Stadtmarketings. "Das Thema ist der größte Erfolg in der internationalen Kommunikation für Hamburg seit der Fußball-WM 2006", sagt Thorsten Kausch, Geschäftsführer der Hamburg Marketing GmbH.

Neben 138 Zeitungsberichten hat das Stadtmarketing weltweit 35 TV- und 34 Radiobeiträge sowie 449 meist kurze Internetpublikationen gezählt. Zwei Drittel dieser Beiträge befassen sich mit dem "Zug der Ideen". Große Zeitungen und Sender der internationalen Medienszene haben sich mit Hamburg befasst. Der amerikanische Nachrichtensender CNN und die britische BBC widmeten der Hansestadt Sendeminuten; renommierte Blätter wie "Aftenposten" (Norwegen), "El Mundo" (Spanien) und "Neue Züricher Zeitung" (Schweiz) Schlagzeilen, lange Texte und viele Fotos. Früher habe Hamburg im Ausland als graue Hafen- und Industriemetropole gegolten, sagt Thorsten Kausch. Der Zug mit seinen sieben mobilen Containerboxen, jede gerade einmal 27 Quadratmeter groß, hätten das Bild geändert. Hamburg werde nun als eine "grüne" Stadt wahrgenommen, die einen Besuch wert sei. "Viele der Artikel haben Tourismusbezug oder stehen in den Reiseteilen der Zeitungen." Ob die mediale Präsenz die anderen Europäer zum Hamburg-Besuch animiere, lasse sich an Touristenzahlen aber nur schwer nachprüfen. Dabei raten einige Zeitungen ausdrücklich zum Trip in die Hansestadt.

"City", das Stadtmagazin von Stockholm und Malmö in Schweden, empfiehlt seinen Lesern ein "Ökologisches Wochenende in Hamburg" und hat die Tage genau durchgeplant. Vom Luxusfrühstück im Café Gnosa sollten Besucher auf Stadtfahrräder umsteigen, um die Hansestadt und insbesondere das Karolinenviertel mit seinen Öko-Läden und Secondhandshops zu erkunden. Den nächsten Morgen rät die Reiseredaktion mit dem "umweltfreundlichsten Brunch der Stadt im Schanzenstern" zu beginnen, um später "Hamburgs neues Wahrzeichen", die Elbphilharmonie, anzusteuern.

Selbst in den Scheichtümern der Vereinigten Arabischen Emirate ist die Umwelthauptstadt Hamburg ein Thema. Dabei interessiert die Ökologie die Araber nur am Rande, im Mittelpunkt des Beitrags im Reisemagazin "Travel Trendz International" steht vielmehr eine bekannte Hamburger Touristenattraktion: "Seit Mai hat Hamburg die führende Rolle im internationalen Luftverkehr", schreibt das Reisemagazin. "Mit dem Knuffington (eigentlich Knuffingen, d. Red.) Airport im Miniaturwunderland präsentiert die europäische Umwelthaupt den ersten CO2-freien Flughafen der Welt."

Auch Belgiens Tageszeitung "De Morgen" formuliert eine steile These: "Das Gras in Hamburg ist grüner als anderswo". Ob Foxy Food, Lillisu in Altona; Cha Cha oder das "Slowfood-Restaurant" Nil - "vom Imbiss bis zu Sternerestaurant alles öko" lautet das Fazit der Belgier, die zudem darüber staunen, dass jeder Hamburger den öffentlichen Nahverkehr innerhalb von 300 Metern erreiche.

Als "grünes Schaufenster Deutschlands" und "europäische Hauptstadt des Windes" bezeichnet das französische Wirtschaftsmagazin "Les Echos" die Hansestadt. Alle großen Namen der Windenergiebranche hätten sich hier positioniert, um die Forschung voranzutreiben. "Hamburg hat auf die richtigen Technologien gesetzt, um Glanz wiederzugewinnen, nachdem es unter der wachsenden Macht Berlins litt."

Eine ganz erstaunliche Wandlung macht das Hamburg-Bild in der katalanischen Tageszeitung "El Periódico de Catalunya" durch. So behauptet eine Autorin der Zeitung, viele der ökologischen Ideen Hamburgs seien ja eigentlich in Barcelona geboren worden - und überhaupt sei Hamburg in diesen Tagen weniger wegen seines Zuges weltbekannt, "sondern wegen jenes mysteriösen Keims, der den spanischen Landwirten Millionenverluste beschert hat". Die Rede ist von EHEC. Ganz poetisch wird dagegen ein anderer Autor derselben Zeitung zehn Tage später, als er die grünen Waggons leibhaftig vor sich sieht. Den "Zug der Träume" sieht er in einer Reihe mit Klassikern wie dem Orientexpress und der Transsibirischen Eisenbahn. "Der Zug hat uns träumen lassen", schreibt er, "und das Grün blendet meine Augen."

In den nächsten Tagen wird der "Zug der Ideen" noch in Brüssel, Amsterdam und Antwerpen zu sehen sein. Am 29. September kommt er dann zurück in die Hansestadt. Bis Ende Oktober können die Hamburger dann noch einmal ihren europäischen Umweltbotschafter in der Innenstadt besichtigen.