Die “Cap San Diego“ wird 50, Besucher haben am Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr freien Eintritt. Ein Rundgang durch das größte Museumsschiff der Welt.

Hamburg. Wie es denn damals war in der Seefahrt , und wie es heute zugeht - das will uns Kapitän Jens Weber gleich auf der Brücke zeigen. In den 70er-Jahren war der 54-Jährige noch selbst auf solchen Stückgutfrachtern gefahren. Heute ist der Nautiker Geschäftsführer der "Cap San Diego"-Betreibergesellschaft. Und kein anderes Schiff eigne sich besser für einen Streifzug durch die jüngere Seefahrtsgeschichte als dieser Hamburger Museumsfrachter, sagt er. Tatsächlich ist die "Cap San Diego" weltweit einzigartig. Das frühere Kühlschiff der Reederei Hamburg Süd gilt als das größte noch seetüchtige Museumsschiff der Welt.

+++ Die Cap San Diego +++

Die alten Maschinen, Ventile sowie Messinstrumente sind noch immer funktionsfähig und arbeiten im Einklang mit moderner Technik, die nachträglich installiert wurde, um neue Sicherheitsvorschriften zu erfüllen. Vor 50 Jahren wurde die "Cap San Diego" gebaut, was an diesem Sonntag mit einer großen Jubiläumsfeier und freiem Eintritt für alle Besucher gefeiert werden soll.

Gelegenheit, um sich den von Kapitän Weber beschriebenen Wandel anzusehen. Von der Kommandobrücke, den Passagierkabinen (heute ein Hotel) bis hinab in die Tiefen des Maschinenraums lässt sich dann auf der "Cap San Diego" Seefahrtgeschichte besichtigen. Im Bauch der "Cap San Diego" etwa rummeln und rasseln die Hilfsaggregate zur Stromproduktion wie in ihren aktiven Jahren. Es riecht nach Diesel und vibriert an den Füßen. "Herrlich, dieser Geruch", brummt hier Gert Reichhardt. Der 69-Jährige war früher schon Chef-Ingenieur auf der "Cap San Diego" und ist es nun als einer von 101 ehrenamtlichen Mitarbeitern wieder.

Viele dieser meist ehemaligen Seeleute wuseln auf dem Schiff täglich herum, um es am Leben zu erhalten. Es wird gemalt, Ventile werden geölt oder Leitungen entrostet - fast so, als würde die "Cap San Diego" wieder zwischen Südamerika und Hamburg pendeln. Vom Maschinenraum führt Kapitän Weber über viele Treppen hoch zur Brücke. Noch immer arbeitet man hier mit dem alten Maschinentelegrafen, Kreiselkompass und Tiefenmesser - daneben steht zur Sicherheit eine elektronische Seekarte samt Satelliten-Navigation. Denn ein paarmal im Jahr legt die "Cap San Diego" ab, um mit Passagieren die Elbe hinunter bis Cuxhaven oder auch über den Nord-Ostsee-Kanal bis in die Ostsee zu fahren.

Mit diesen Fahrten, mit dem Hotel- und Gaststättenbetrieb sowie mit den Einnahmen aus Shop und Museum finanziert sich die Betreibergesellschaft weitgehend selbst. Für die routinemäßigen Werftaufenthalte aber sind Zuschüsse notwendig, die zum großen Teil von der Hamburg Süd bezahlt werden. Ursprünglich war die "Cap San Diego" Teil einer Flotte von sechs baugleichen Schiffen der Hamburger Reederei, die damals Wert auf ein besonderes Design legte, das eher an eine Yacht als einem behäbigen Frachter erinnert. Entworfen wurde die "Cap San Diego" von dem Hamburger Architekten Cäsar Pinnau. "Das war damals schon ungewöhnlich, dass man so viel Wert auf die Gestaltung legte", sagt Weber. Der "weiße Schwan des Südatlantiks" wurde die "Cap San Diego" seinerzeit genannt. Das Schiff transportierte Autos und Maschinenteile nach Südamerika und brachte von dort Gefrierfleisch, Kaffee oder auch Süßöle wie Sojaöl mit. Doch schon in seinen ersten Jahren war der elegante Hamburger Stückgutfrachter eigentlich schon Geschichte, weil in diesen Jahren der Siegeszug des Containertransports begann. 1981 wurde die "Cap San Diego" verkauft, 1986 sollte sie in Bangkok verschrottet werden.

Doch aus dem damaligen Hamburger Senat heraus kam dann die Initiative, das Schiff für 2,1 Millionen Mark zurückzukaufen. Was aber wegen der hohen Kosten auf Kritik stieß - doch gleichzeitig hatte sich ein großer Freundeskreis gebildet, der den Rückkauf und Erhalt dieses ehemaligen und einmaligen Hamburger Frachters unterstützte, zumal alle Schwesterschiffe längst verschrottet waren. "Von der Bedeutung her muss man sich das vorstellen, als sei es ein Gängeviertel auf dem Wasser", sagt Weber. Im Herbst 1986 kehrte die "Cap San Diego" dann in die Hansestadt zurück. Weber: "Wir feiern daher nicht nur den 50. Geburtstag, sondern auch das 25. Jubiläum als Museumsschiff."

Während der Jubiläumsfeier an diesem Sonntag haben alle Besucher von 10 bis 18 Uhr freien Eintritt auf dem Schiff. An Bord spielt die Old Merry Tale Jazzband. Die ehrenamtlichen Helfer führen Technik und Ausrüstung auf der Brücke und im Maschinenraum vor. Der Klettergarten zwischen den Kränen wird offen sein, es sind Ausstellungen in den Lukenräumen zu sehen, und im Funkraum zeigen Hobbyfunker, wie man auf See früher mit dem Morseapparat gefunkt hat.