Eine Glosse von Geneviève Wood

Da ist sie wieder. Die Mutter. Vor ihr fährt das Kind mit dem Rad auf dem Fußweg. Das soll es auch, die Straße ist zu gefährlich. Mutti muss sich mit ihrem großen Fahrrad leider ebenfalls vorbeidrängeln und nietet fast einen Fußgänger um.

Und da ist der Postbote. Auch er drängelt sich mit den ausladenden Satteltaschen mal eben vorbei. Der Fußgänger geht schnell zur Seite. Oder eine Seitenstraße mit zugeparkten Fußwegen: Wie bei einem Duell stehen sie sich auf dem schmalen Weg gegenüber. Der Fußgänger zeigt sich stur und im Recht. Er weigert sich, der heranrasenden Radlerin - Typ eiliger Büromensch auf dem Weg zur Arbeit - auszuweichen. Entnervt weicht die gestresste Arbeitnehmerin auf die Straße mit dem unbequemen Belag aus. Kopfsteinpflaster mögen Radfahrer eher nicht.

Ganz zu schweigen vom Isebekkanal. Hier verläuft eine Art Fahrradautobahn. Zuerst rast ein Typ "verklemmter Pädagoge" vorbei. Der Schutzhelm wird betont zur Schau gestellt nach dem Motto: "Ich weiß alles besser. Ich trage Helm!" Zwei Klemmen umschließen die Hosenbeine, der Sattel ist extrem hoch gestellt, am Hinterrad hängt eine Satteltasche, aber nur auf einer Seite. Der Blick stur geradeaus und verbissen.

Bevor sich der Radweg am Kanal gefahrlos überqueren lässt, kommt noch der gemeine Liegeradfahrer vorbei. Betont lässig wie immer, extrem schnell wie immer. Als Fußgänger ist man manchmal chancenlos.

Zum Glück fahren die Kurierfahrer auf der Straße. Das sind die Schlimmsten.