Eine kleine Rechenaufgabe von Elisabeth Jessen

Wie gewinnt man die Aufmerksamkeit aller Fahrgäste eines U-BahnWaggons? Ganz einfach: Man erzählt einem Bekannten, dass man an einer Mathe-Aufgabe eines Viertklässlers gescheitert ist. Plötzlich gucken alle, und man kann förmlich sehen, wie sie die Ohren spitzen, um die Aufgabenstellung mitzubekommen - und im Geiste zu notieren, denn so schnell hat niemand Papier und Stift zur Hand. Mein Bekannter schon. Ich diktiere: Summand 1 und Summand 2 ergeben die Summe von 400. Summand 2 und Summand 3 ergeben die Summe von 450. Die Summe aller drei Summanden beträgt 800. Wie lauten die einzelnen Summanden?

Dass ich dem Bekannten erst noch die Bedeutung von Summand erklären muss, ist nicht weiter verwunderlich, schließlich hat man nach der Schulzeit mit solchen Begrifflichkeiten nichts mehr zu tun.

Dann wird es ganz still in der U-Bahn, das große Rechnen setzt ein. Ein Mann im Anzug, mittleren Alterns, ziemlich beleibt, dreht sich um, entschuldigt sich freundlich, dass er sich einmischt, und rechnet das Ergebnis vor. Plötzlich erscheint die Aufgabe ganz einfach und logisch, und die Stimmung im Wagen wird heiter.

Ich habe die Geschichte am Abend Freunden erzählt und fühle mich jetzt etwas rehabilitiert. Zwei Diplom-Ingenieure, die täglich mit Zahlen jonglieren, mussten passen, ein Mediziner ebenfalls. Wie gut, dass uns das Abi nachträglich nicht mehr aberkannt werden kann.

Lösung: 350+50+400=800