Eine Glosse von Stephanie Nannen

Was wirklich nervt an diesem Sommer, sind die Sommer-Vertreiber. Kennen Sie nicht? Schauen Sie sich mal um! In Hamburgs Geschäften ist die Winterware ausgebrochen. Klammheimlich, die Sommerferien waren noch nicht einmal vorbei, krochen dicke Pullover, Cordhosen und Tweed-Jacketts aus dem Winterschlaf. Die Auslagen zeigen seitdem ihr braun-grau-grünes Herbst-Winter-Gesicht. Die Krönung erleben Eltern, vermutlich zumeist Mütter, mit kleineren Kindern. Der Run auf Schneeanzüge ist in vollem Gange. Da werden Listen in Läden angelegt, auf denen sich eintragen lassen kann, wer noch die begehrte - oder überhaupt eine - Jacke in der richtigen Größe haben möchte. Welche Größe mag meine Zweijährige wohl im Januar haben? Draußen: zwischen 16 und 26 Grad. Anruf gleich nach Lieferung, versprochen! Das macht zornig und schlechte Laune - mitten im Sommer.

Was heißt überhaupt schlechter Sommer? Ja, er ist vielfältiger als andere, anders auch, als man ihn sich wünscht. Aber herrje, es scheint doch ab und an die Sonne, und dieser frische, norddeutsche Wind, den es in Berlin und in München so eben nicht gibt - ist das nichts? Wer sagt, dass Sommer immer durchgehend 35 Grad, Wespen und Sonnenbrand braucht? Wir sollten das Beste draus machen! Genießen wir das Grün, kaufen wir uns einen Strauß Sommerblumen auf dem Markt! Schlendern wir über einen solchen und schnuppern den Düften des Sommers hinterher - die in diesem Jahr um den freiheitsraubenden Schweißgeruch eifernder Massen reduziert sind. Ohne bauch- und pofreie Kleidungsstücke ist es doch auch ganz schön. Wir lassen uns den Sommer nicht vertreiben! Der Fellmantel kann wirklich noch warten.