Ein Kommentar von Silvia Stammer

Es ist ein Phänomen: Das Ohnsorg-Theater lieben selbst Menschen, die noch nie drin waren. Denn "das Ohnsorg" gehört zu Hamburg wie die Blasmusik zu Bayern oder der Dom zu Köln. Wer Avantgarde sucht, ist hier falsch. Doch mit seinen Aufführungen op Platt ist das Ohnsorg-Theater unverwechselbar und setzt auf Humor. Und diese Mischung ist heute wertvoller denn je.

Dass das Theater, von Richard Ohnsorg im Jahr 1902 gegründet, jetzt umgezogen ist, hat ganz praktische Gründe. Die neue Heimat im Bieberhaus bietet mehr Plätze, modernere Technik und ist besser erreichbar, zumindest mit Bus und Bahn. Damit ist die Traditionsbühne gut gerüstet für die Zukunft, und das größere Zuhause wird das gesamte Team neu und weiter motivieren. Doch es ist auch ein Signal in Zeiten, in denen an immer mehr Hamburger Schulen wieder Plattdeutsch-Unterricht angeboten wird - natürlich auch online. Die Botschaft heißt in beiden Fällen: Gestern war bestimmt nicht alles besser, aber manche Tradition sollte man pflegen. Wer weiß, ob man morgen nicht bannig froh drum ist.

Ohnsorg-Intendant Christian Seeler scheint ähnlich zu denken. Ab kommendem Jahr will er plattdüütsche Theaterprojekte von und mit Kindern und Jugendlichen fördern. Platz genug hat er dafür mit der Studiobühne, die die Stadt keinen Cent gekostet hat, wie Bürgermeister Scholz erfreut feststellte. Auch in dieser Hinsicht ist das Ohnsorg vorbildlich.

Den Neustart im Bieberhaus sollten die Hamburger umso mehr auch als Einladung verstehen: Kiek mol wedder in!