Ein Kommentar von Joachim Mischke

"Jeden Tag gibt es hier kleine Beben." Was Markus Hinterhäuser als Intendant der Salzburger Festspiele über die Faszination seines Angebots sagte, hat mit Tektonik-Problemen nichts zu tun und ist vom kulturellen Status quo an der Elbe leider noch Welten entfernt. Aber es ist ein Ziel, dem sich die Hansestadt trotz ihrer Tendenz zu kultureller Selbstgenügsamkeit stetig nähern kann. Hier müssten viel öfter die Wände wackeln.

Und wenn schon Wunschkonzert ist: Dann bitte nicht nur in einer tollen Festspiel-Saison, die wir eh nicht haben, sondern gern auch großzügig über die reguläre Spielzeit verteilt. Dass die Kultursenatorin nun das Anti-Rotstift-Mantra aufsagt, ist ihre Pflicht, denn nichts vergessen Kulturferne so schnell wie die Tatsache, dass Kultur mehr bringt, als sie kostet. Damit diesen Worten Taten folgen können, braucht Kisseler Zeit, die sie noch hat. Und Geld, das man ihr noch nicht gibt. Dafür hat sie aktuell gute Argumente: Karin Beier, bald Schauspielhaus-Chefin, wurde mit ihrem Noch-Haus in Köln zum zweiten Mal in Folge zum "Theater des Jahres" gekürt. Thalia-Star Jens Harzer ist erneut "Schauspieler des Jahres", er und seine Kollegen sind mit Koproduktionen in Salzburg präsent.

Wer trotz derartiger Hoffnungsmotoren glaubt, die Zukunft der Hamburger Kultur - also der Stadt - wäre Manövriermasse für Stümper und blindwütige Sparer, verrechnet sich.