Eine Betrachtung von Birgit Reuther

Bei Kennenlerngesprächen gibt es Themen, die standardmäßig abgehakt werden. Beruf, Beziehung, Wohnen, Hobbys. Doch fragen Sie Ihr Gegenüber doch einfach mal, ob er oder sie ein Plüschtier hat. In der Regel lassen sich die Antwortenden in drei Kategorien aufteilen. Die Vertreter der ersten tun den Besitz eines felligen Freundes als infantil ab. Die Zweiten haben zwar noch irgendwo auf dem Schrank ein zerliebtes Etwas aus Kindertagen, pflegen aber keine Beziehung dazu.

Bei den Dritten aber ist das Wesen aus Stoff, Filz und Webpelz integraler Bestandteil der Familie. Waschbären, Giraffen und sogar Stinktiere werden da zu Wegbegleitern, Diplomaten, Helfern in der Not. Im Zwiegespräch unterstützen sie ihre Halter bei Entscheidungen und spenden Trost.

Was liegt da näher, als dem treuen Gefährten auch auf der sozialen Seite Facebook ein Forum zu verschaffen. Immer mehr Kuscheltiere zeigen jetzt ihr Leben online. Eines der bekanntesten dürfte Misery Bear sein. Ein misanthropisch veranlagter Zeitgenosse, der gerne grummelt und trinkt. Im Netz ist der Teddy derzeit auf Fotos bei einer Reise nach L.A. zu sehen. Auf seiner Pinnwand erhält er Heiratsanträge. Auch in die Nachrichten hat er es schon geschafft. Natürlich ist der Bär nicht nur mit unsereins befreundet, sondern auch mit seinesgleichen. Und, wer weiß, vielleicht fragen sich die Tiere dann beim Kennenlernen, ob sie auch einen Menschen haben.