Warum die Hamburger mehr Großereignisse wollen

Die Abstimmung mit den Füßen fiel wieder eindeutig aus. 750 000 Menschen sollen nach Polizeiangaben Hamburgs Straßen am Sonntag gesäumt haben, um rund 20 000 Radfahrer bei ihrem Weg durch die Stadt anzufeuern. Da mag niemand mehr nach dem Sinn sportlicher Großveranstaltungen fragen, eher drängt sich die Forderung nach weiteren Massenevents auf. Hamburgs neuer Sportsenator Michael Neumann wünscht sich eine im Monat oder zumindest zehn im Jahr. Die Hamburger, siehe oben, würden das wohl begrüßen. Die Sportverbände auch. Ideen gibt es genug. Hamburg ist schließlich die Hauptstadt der Kreativen. Und es existieren wenige Plätze auf der Welt, wo sich Athleten und Zuschauer von nah und fern derart willkommen fühlen wie in Hamburg.

Die Faszination dieser Ereignisse ist schnell erklärt. Die Rückkehr des Sports in die City ist auch ein Stück Wiedereroberung der Stadt durch ihre Bürger, ein Akt zurückgewonnener Freiheit und damit ein durch und durch demokratischer Prozess. Dort, wo alltags Ampeln, Staus und Verkehrszeichen für Ärger und Verdruss sorgen können, schaffen freie Fahrt und leere Straßen ein Hochgefühl der Identifikation der Menschen mit ihrem Gemeinwesen. Und dass sich die Hamburger in ihrer schönen Stadt wohlfühlen, ist bekannt. Der Sport verstärkt diese Behaglichkeit nur.

Natürlich zählen auch die anderen Argumente, Leute, die sich durch stundenlange Straßensperrungen behindert fühlen, Unbequemlichkeiten dafür in Kauf nehmen müssen. Ein Wachstum mit Augenmaß ist daher vonnöten, die Erfahrungen der Vergangenheit lehren, dass bei aller Begeisterung Großereignisse zeitlich entzerrt werden müssen. Und sie haben qualitativ hochwertig zu sein. Die Idee der Agentur Upsolut, in den nächsten Jahren eine Straßenrad-Weltmeisterschaft nach Hamburg zu holen, entspricht diesen Ansprüchen. Der Zuschlag wäre ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einer Sportmetropole, die weltweit für Aufmerksamkeit sorgt. Hamburg ist auf dem besten Weg dorthin.