Die Neuregelung der Gebühren am Geldautomaten führt nicht zu mehr Wettbewerb. Das Bundeskartellamt prüft weitere Maßnahmen.

Hamburg. Rund ein halbes Jahr nach der Neuregelung der Gebühren am Geldautomaten müssen Fremdkunden noch immer hohe Summen entrichten. Zu diesem Ergebnis kommen die Stiftung Warentest und das Internetverbraucherportal Biallo in voneinander unabhängigen Untersuchungen. Vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken verlangen laut Biallo hohe Gebühren von bis zu 5,99 Euro pro Abhebung. Insgesamt wurden die Preise von 530 Instituten ausgewertet, wobei ein Durchschnittswert von 3,95 Euro erreicht wurde. Nach Angaben der Stiftung Warentest wird die höchste Gebühr mit 7,50 Euro von der Volksbank Eisenberg verlangt, gefolgt von der Stadtsparkasse Magdeburg und der Volksbank Halle mit je fünf Euro. "Wir haben keinen Grund, mit Dumpinggebühren die Großbanken zu unterstützen", sagt eine Sprecherin der Volksbank Eisenberg. Das günstigste Institut im Test ist die Sparda-Bank München mit 1,75 Euro.

In Hamburg und Umgebung kassiert die Hamburger Sparkasse (Haspa) von Fremdkunden am meisten, nachdem die Sparkasse Holstein ihre Gebühr gesenkt hat. Die Holsteiner waren bisher mit 7,50 Euro der Spitzenreiter im Norden. "Wir haben den Preis für Verfügungen von Kunden außerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe auf 3,95 Euro je Verfügung reduziert", sagt Sparkassen-Sprecher Björn Lüth. "Damit positionieren wir uns im unteren Preissegment in Schleswig-Holstein." Bei der Haspa müssen Fremdkunden 4,75 Euro bezahlen. "Wir halten das für einen angemessenen Preis, denn wir stellen mit 370 Automaten eine flächendeckende Bargeldversorgung zur Verfügung", sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. "Außerdem haben wir umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen getroffen, um den Missbrauch von EC-Karten an unseren Automaten einzudämmen."

Haspa-Kunden können kostenlos Geld abheben. Dafür stehen ihnen rund 26 000 Automaten der Sparkassen-Finanzgruppe deutschlandweit zur Verfügung. Die Kunden der Volks- und Raiffeisenbanken können 18 600 Geldautomaten nutzen. Damit zeigt sich, dass die Bankengruppen mit dem dichtesten Automatennetz auch die höchsten Gebühren verlangen. Dagegen haben sich die Großbanken wie Postbank, Deutsche Bank oder Commerzbank, die sich mit ihren zusammen 7000 Automaten in der Cash-Group zusammengeschlossen haben, auf einen einheitlichen Preis für Fremdkunden in Höhe von 1,95 Euro verständigt.

Das Bundeskartellamt hatte die Banken zu einer Neuregelung der Gebührenpolitik gedrängt. Seit Anfang des Jahres erfahren die Kunden, die einen fremden Automaten nutzen, vor dem Abheben, was der Service kostet. Die Gebühr wird am Automaten angezeigt. Wem sie zu hoch erscheint, kann den Vorgang abbrechen und sich einen anderen Automaten suchen.

Auf diese Weise sollte der Wettbewerb zwischen den Betreibern von Geldautomaten gefördert werden. Doch die Preise haben sich innerhalb eines halben Jahres kaum bewegt. "Es gibt auch mit der neuen Regelung keinen ausreichenden Wettbewerb am Geldautomaten", sagt Frank-Christian Pauli vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. "Sparkassen und Volksbanken sind an fremden Kunden an ihren Automaten nicht wirklich interessiert."

Das Bundeskartellamt sieht die Lage immer noch kritisch. "Wir beobachten die Entwicklung sehr genau und erheben dazu gegenwärtig Daten von 500 Instituten", sagt eine Sprecherin der Behörde. "Nach Auswertung der Daten werden wir entscheiden, ob weitere Maßnahmen notwendig sind."

Die Zahl der Geldautomaten und die Zinsen für den Dispositionskredit sollten auch bei der Wahl eines kostenlosen Girokontos eine Rolle spielen. Nach einem Test der Stiftung Warentest bieten von den regionalen Instituten in Hamburg lediglich die Sparda-Bank und die PSD Bank Nord ein kostenloses Girokonto an. Das Sparda-Konto hat zusätzlich eine kostenlose Kreditkarte und ein Tagesgeldkonto, das mit 1,30 Prozent verzinst wird. Allerdings stehen nur 2800 Geldautomaten zur Verfügung. Die Bank spendiert aber einmal im Monat eine kostenlose Abhebung an einem Volksbank-Automaten in Norddeutschland. Mit knapp zehn Prozent ist der Dispokredit günstig im Vergleich zu Wettbewerbern. Das kostenlose Girokonto bei der PSD Bank Nord wird mit 0,25 Prozent verzinst. Der Überziehungskredit liegt bei knapp zehn Prozent. Mit 18 600 Automaten kann fast überall Bargeld gezogen werden, aber die kostenfreien Abhebungen sind auf fünf im Monat limitiert. Bei beiden Instituten ist das kostenlose Konto nicht an einen bestimmten Geldeingang im Monat geknüpft.

Die Haspa verzichtet als Marktführer auf ein Gratiskonto. "Über 560 000 Kunden nutzen unser Kontomodell Haspa-Joker, das klassische Bankdienstleistungen mit einem Mehrwertprogramm verbindet", sagt von Carlsburg. So gibt es Rabatte bei Reisebuchungen oder dem Besuch von Hagenbecks Tierpark. Bei den überregionalen Instituten ist die Auswahl beim kostenlosen Girokonto größer. Die Stiftung Warentest hat neun Angebote ausgemacht, die kostenlos ohne Bedingungen sind. Das bedeutet: keine Mindesthöhe für den Geldeingang und eine kostenlose EC-Karte. Dazu zählen die Institute 1822direkt, Comdirect und ING DiBa.