Nils Loenicker ist Kabarettist und Mitinhaber von Alma Hoppes Lustspielhaus. Sein satirischer Wochenausblick erscheint jeden Montag.

Ja, was sind denn das nur für "Herrschaftszeiten"!?! Die Welt bricht in sich zusammen. Sie versinkt nicht nur unter Hektolitern Regen pro Quadratzentimeter, nein, auch der Weltmarkt gerät ins Schwimmen. Dramatische Kursverluste, wo man hinsieht. Der Yen verliert gegenüber dem Yuan, der Dollar gegenüber dem Euro, der Schweizer Franken steigt über alle anderen, der Euro verliert gegen die meisten, und Gold überholt sich selbst. Aktienkurse rutschen mal hierhin, mal dorthin.

Der DAX weiß auch nicht, was er will, hauptsächlich in Bewegung bleiben. Sparen macht einfach keinen Spaß mehr. Alles viel zu kompliziert. Wer alles ausgibt, hat mehr vom Leben. Sofern etwas zum Ausgeben da ist.

Unser angeblicher Wirtschaftsminister Dr. P. R. hat auch keine Lösungen. Wie denn auch mit seiner "Ikea-Politik": aufgeräumt, humorfrei und schlicht. Er redet, dann hört er, was er von sich gegeben hat, erst dann fängt er an, darüber nachzudenken. Umgekehrt hat er es noch nicht hinbekommen.

Ich werde auf dem Isemarkt Zeuge folgenden Gesprächs zweier ortstypischer älterer Damen: "Haben Sie Ihre Verluste schon realisiert?" Die andere zurück: "Meinen Sie realisiert im Sinne von verstanden oder realisiert von umgesetzt?" "Letzteres", gab die erste spöttisch von sich. "Also ich weiß nicht so genau", kam es unsicher aus der eingeschüchterten Ecke zurück, "Verluste kann man doch nur machen, wenn man zuvor Gewinne zu verzeichnen hatte. Ich verstehe davon nicht so viel, müssen Sie wissen. Mein Mann und ich haben da eine ganz klare Arbeitsteilung: Er verwaltet die Anlagen und ich unsere Einlagen. Ich kaufe trotzdem den teuren Käse." Wir bei uns zu Hause essen mittlerweile unsere Suppe mit Stäbchen. Nicht etwa aus Sparsamkeit, man hat einfach mehr davon.

Ein kleiner Lichtblick kommt aus den Bergen: Deutsches "Schweizgeld" wird endlich versteuert, auch wenn das ganze System so löchrig ist wie der dortige Käse. Ungerecht ist es auch noch! "Fahrgeldspar-Schwarzfahrer" einerseits, "Schwarzgeld-Schweizfahrsparer" andererseits. Die einen gelten nach dem dritten Mal als vorbestraft, die anderen können sich billig freikaufen.

Meine Nachbarin hat mir gerade erzählt, sie will jetzt ihr Zahngold verkaufen. Sie meinte: "Wenn ich eh nix mehr zu beißen hab, was soll ich da noch mit dem Gold in den Zähnen. Bei den Kursen im Moment, da muss man doch zuschlagen!" Sie weiß nur noch nicht, wie sie es rauskriegen soll. Wie heißt es so schön: Morgenstund hat Gold im Mund, und am Abend ist es draußen.

Die Meldungen überschlagen sich weiter: England brennt! - Frankreich ist pleite! - China hat einen ersten Flugzeugträger! Eine Meldung, die fast untergegangen wäre. - Birgit Prinz tritt ab, auch nicht so schlimm. - Bald darf in der U-Bahn keiner mehr sein Frustbier trinken. Für viele ist das sehr schlimm.

Das Wetter in diesen Wochen macht einen aber auch echt mürbe. Man könnte meinen, recht mild für November. Mittags sitze ich schon im Kino. Mitleidig fragt mich der Kartenabreißer: "Na, arbeitslos?" "Nee", antworte ich, "Urlaub". Wie tief bin ich nur gesunken. Daheim angekommen lande ich wo? Vor der Glotze. Gnadenloses, öffentlich-rechtliches Vorabend-Werbefernsehen. Ich erfahre: Es gibt 27 Arten von Kopfschmerzen. Ich scheine alle gleichzeitig zu haben.

Und sonst so? Ach ja, kontrollieren Sie unbedingt das Haltbarkeitsdatum ihrer Sonnencreme. Ist garantiert abgelaufen.

Na bitte, geht doch.

Nils Loenicker ist Kabarettist und Mitinhaber von Alma Hoppes Lustspielhaus. Sein satirischer Wochenausblick erscheint jeden Montag.