Wir sind immer noch auf Europa-Tournee. Auf unserer "Euro-Rettungsmission" wollen wir Mallorca nach großen Investitionsaktivitäten (Wir haben einfach nur versucht Urlaub zu machen!) verlassen. Gar nicht so einfach. Endlich im Flugzeug sitzend - und abwechselt frierend und schwitzend - erfahren wir aus den Bordlautsprechern, dass sich der Abflug verzögern wird, da es zwei Koffer im Gepäckraum gibt, zu denen die passenden Passagiere an Bord fehlen.

Eine Nachricht, die einen gerade in diesen Tagen nachdenklich stimmt. Folglich verbringen wir bei schönstem Wetter noch so einige Zeit auf dem Rollfeld. Abwechselt frierend und schwitzend. Um die Wartezeit zu verkürzen, sieht sich ein Mitreisender - Ende sechzig, kurze Hose, halbärmliches Hemd, Socken an Sandalen, Brille mit abklappbarer Abtönmöglichkeit, alles in dezentem gedecktem Beige - veranlasst, uns ein wenig zu unterhalten. Er lässt uns lauthals wissen, er kenne ein paar ganz tolle neue Witze. Augenblicklich wird es um uns herum still. Eine sonderbare Mischung aus Neugierde und Fremdschämen. An Flucht ist nicht zu denken. Wir sind angeschnallt.

"Warum gibt es Frauenparkplätze? Ganz klar, damit die Frauen nicht die Autos der Männer kaputt machen! Und der hier, Frage: Was halten sie von Frauenfußball? Antwort: Ich mag beides!" Beim zweiten habe ich gelacht.

Daheim angekommen, überlegen wir sofort, wie wir unseren persönlichen Euro-Rettungsschirm weiter aufspannen können. Doch die Ernüchterung folgt: Spanien (und da haben wir gerade geholfen) ist so gut wie pleite. Portugal ebenso. Nach Italien zu reisen kommt zu spät - das Land ist längst pleite. Obwohl wir Griechenland schon unterstützt haben, ist deren x-tes Atlantis nicht mehr zu verhindern.

Und jetzt streiken die Griechen auch noch. Der Grund: "Die Regierung bittet die Bevölkerung höflichst, ihre Einnahmen doch ordnungsgemäß zu versteuern." Hallo?! Sind da noch alle Amphoren am Olivenbaum? Eine paradoxe Auslegung des teuer erkämpften Streikrechts.

Hierzulande Steuern zu zahlen ist Bürgerpflicht. Sie zu senken oder zu erhöhen beziehungsweise eigentlich nie zu zahlen ist Sache der vermeintlichen (vermeidbaren) FDP. Dann erfahren wir: Sogar die USA sind pleite - und das, obwohl die nicht einmal zu Europa gehören! Damit nicht genug.

Die Meldungen überschlagen sich. Wir lesen die Schlagzeile: "Seehofer will zweites Stuttgart 21 vermeiden." Hä? Wie jetzt? Wollen die etwa den tiefer gelegten Bahnhof jetzt auch noch unterkellern? Da bin ich doch wirklich das erste Mal mit Horst einer Meinung. Das ist mir zu hoch, also zu tief. Apropos Hochtief: Wir wollen unsere nun doch erst - warum auch immer - später fertig werdende Elbphilharmonie überirdisch haben. Die Kosten sind ja schon unterirdisch.

Trotz oder wegen dieser verwirrenden Nachrichten beschließen wir, unseren Resturlaub hier in Norddeutschland zu verbringen. Wie und wo genau, das lesen sie am kommenden Montag.

Und sonst so? Ach ja, der "Deutsche Bomber der Nation", also Gerd Müller, hat sich wieder einmal verlaufen. Diesmal in seiner eigenen Drei-Zimmer Wohnung. Nach vier Tagen wurde er von seiner Frau gefunden. Laute "Tor, Tor, Tor"-Rufe hatten sie auf seine Spur gebracht. Er hatte sich als Mittelstürmer in der Dreierreihe seines lebensgroßen Kickerspiels versteckt.

Jeder tut eben das, was er kann.

Na bitte, geht doch.

Nils Loenicker ist Kabarettist und Mitinhaber von Alma Hoppes Lustspielhaus. Sein satirischer Wochenausblick erscheint jeden Montag.