Eine Glosse von Hans Wacker

Bertha Sophia Felicita Baronin von Suttner war eine derart beeindruckende Frau, dass sie in Neubaugebieten außerhalb Hamburgs kaum einer kennt. Und das, obwohl irgendwelche frisch parzellierten Schollen für das Eigenheim meist auch in der Nähe einer frisch geteerten Bertha-von-Suttner-Straße liegen. Ohne Bertha geht es kaum noch.

Warum die Friedensnobelpreisträgerin von 1905 plötzlich so in Straßennamenmode ist, steht in den Sternen. Es muss ein Rundschreiben an die örtlichen Ämter gegeben haben, in dem steht, dass die Frau überirdisch Gutes geleistet habe, denn ihr zu Ehren ist sogar ein Asteroid so benannt.

Hamburg hat weder eine Bertha-von-Suttner-Straße noch einen gleichnamigen Platz, auch keine Allee oder Twiete, keinen Kamp und keine Chaussee. Überhaupt haben Frauen auf den Schildern kaum etwas zu bestellen. Das haben wir weiß auf blau. Rund 300 Frauen stehen 2300 Männern gegenüber. Die Frauenquote liegt bei knapp zwölf Prozent und damit weit unter der von der Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen geforderten Quote von 30 Prozent Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten großer Unternehmen. Dort haben die weiblichen Chefs allerdings den Vorteil, noch das Leben genießen zu können, während unter den Straßennamen nur noch eine kurze Vita als abgeschlossenes Lebenswerk steht.

Es gibt genug Frauen, die eine Erwähnung auf standesgemäßem Schild verdient hätten. Loki Schmidt, um nur ein Beispiel zu nennen. Schwierig wird es allerdings bei langen Namen, insbesondere bei Doppel- und Dreifachnamen, die Frauen bisweilen mit sich herumtragen. Erstens wird der Schildermacher vermuten, es führe einer Böses im Schilde. Zweitens muss so ein Stück Metall Normen erfüllen. Und drittens haben die Adressfelder in den Formularen sowieso zu wenig Felder. So gesehen hat eine Sabine-Leutheusser-Schnarrenberger-Promenade von vornherein schlechtere Karten als etwa eine Uwestraße. Aber die haben wir ja bereits.