Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Das Länderspiel gegen Brasilien wäre ein würdiger Schlussakt für die Karriere des Fußball-Nationalspielers Michael Ballack, 34, gewesen. Dass es nun nicht mehr dazu kommt, ist persönlichen Eitelkeiten aufseiten Ballacks und seines Teilzeitvorgesetzten Joachim Löw geschuldet. Von heute an ist der Leverkusener nur noch ein Teil der DFB-Statistik.

Am gleichen Tag kommt die Nachricht, dass sich die frühere Nationalspielerin Birgit Prinz, 33, demnächst zu ihrer Zukunft äußern will. Der Abschied der langjährigen DFB-Spielführerin scheint beschlossene Sache.

Zwei Vorgänge, die vordergründig nichts miteinander zu tun haben, die aber durchaus ein Schlaglicht auf die Zeitläufte im Fußball werfen.

Die Zukunft der deutschen Nationalmannschaft heißt Mario Götze, 19, Thomas Müller, 21, Toni Kroos, 21 oder Mesut Özil, 22. Sie sind es, die den Spaniern ihre Titel entreißen sollen. Ballack wirkte zuletzt wie ein Fossil, das seine großen Schlachten geschlagen hat, als die anderen noch in der Jugend kickten. Bei seinen Besuchen als Rekonvaleszent hatte er im DFB-Team einen schweren Stand gegen die selbstbewussten Jungstars, die mit breiter Brust den Rat des Altvorderen verschmähten. Ähnlich aus der Zeit gefallen erschien auch Birgit Prinz im Kreis der Sommermädchen, die ihre WM im eigenen Land allein zum fröhlichen Fußballfest machen wollten - bis zum jähen Ende.

Wir wollen damit nicht dem Jugendwahn das Wort reden. Wie große Dichter von Ovid bis Bob Dylan erkannt haben: Es sind die Zeiten, die sich ändern. Man muss nur den richtigen Augenblick zum Abschied finden.