Fluglotsen und Arbeitgeber müssen aufeinander zugehen

Mit ihrem juristischen Hickhack haben die Gewerkschaft GdF und die Deutsche Flugsicherung DFS den Urlaubern in den vergangenen Tagen den letzten Nerv geraubt. Leicht könnte man die Schuld jetzt den streikbereiten Fluglotsen in die Schuhe schieben, die sich trotz eines Durchschnittsgehalts von mehr als 100 000 Euro im Jahr erdreisten, den deutschen Luftraum lahmlegen zu wollen.

Doch zum einen ist es das gute Recht der Gewerkschaft, ihre Forderungen auch mit einem Arbeitskampf durchzusetzen. Wer das nicht will, sollte die DFS wieder zu einer Behörde machen, die sie von 1953 bis Ende 1992 als Bundesanstalt für Flugsicherung auch war. Danach kamen Politiker auf die glorreiche Idee, eine hoheitliche Aufgabe wie die Regelung des deutschen Luftraums künftig von Angestellten erledigen zu lassen. Dabei gibt es wohl kaum einen Bereich, in dem eine Verbeamtung sinnvoller wäre, als in der Flugsicherung.

Zum anderen waren es im aktuellen Fall nicht die Fluglotsen, sondern die Arbeitgeber, die den Konflikt auf völlig unverantwortliche Weise auf die Spitze getrieben haben. Nichts wäre einfacher gewesen, als nach der letzten Streikankündigung der Gewerkschaft gleich einen Schlichter anzurufen und sich auf diese Weise vier Wochen Ruhe am Himmel zu erkaufen.

Doch stattdessen beharrte die DFS starrköpfig darauf, einzelne Tarifforderungen der Gewerkschaft rechtlich überprüfen zu lassen. Bis spät in die Nacht zog sich die Verhandlung hin - mit der Folge, dass Flughäfen und Airlines Notfallpläne erstellen mussten und 400 000 potenziell betroffene Passagiere im Ungewissen blieben. Erst nachdem die Arbeitgeber unterlegen waren, zogen sie quasi als letzten Joker den Schlichter aus dem Hut. So viel Dreistigkeit muss man erst einmal aufbringen.

Für die Schlichtung kommt es jetzt darauf an, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber das richtige Augenmaß beweisen. Eine Gehaltssteigerung in der Größenordnung der Inflation ist sicherlich auch für die gut verdienenden Lotsen angemessen - zumal es auch um die Löhne von Hunderten von Technikern und Hilfskräfte geht.