Im Schnitt hat jeder Hamburger 16.000 Euro Schulden. Nur Berlin und Bremen stehen schlechter da. 2011 aber weniger Kredite als geplant.

Hamburg. Die jüngsten Nachrichten aus der Finanzbehörde klingen gut: 123 Millionen Euro hat Hamburg im ersten Halbjahr mehr kassiert als ausgegeben. Mit den laufenden Einnahmen aus Steuern und Gebühren können erstmals seit Jahren alle Ausgaben inklusive Zins- und Tilgungszahlungen für Altschulden beglichen werden. Neue Kredite mussten von Januar bis Juni nicht aufgenommen werden - aber die Belastungen sind auch hoch genug.

Die Hansestadt stecke in einer "Verschuldungsspirale", diagnostizierte jüngst der Rechnungshof in einem Sonderbericht. Nach den Berechnungen der obersten Finanzprüfer hat Hamburg mittlerweile 28 Milliarden Euro Schulden angehäuft. In dieser Summe sind die Verbindlichkeiten der öffentlichen Unternehmen noch nicht eingerechnet. Der Schuldenberg stieg in den vergangenen Jahrzehnten nahezu kontinuierlich an. 1970 drückten die Hansestadt laut dem Statistikamt Nord Verbindlichkeiten von 1,78 Milliarden Euro. Zehn Jahre später waren es 4,68 Milliarden Euro, im Jahr der deutschen Einheit 9,8 Milliarden und zur Jahrtausendwende knapp 17 Milliarden Euro.

Etwa ein Zehntel des Haushalts, rund eine Milliarde Euro, zahlt Hamburg Jahr für Jahr allein an Zinsen. Das bedeutet: Pro eingenommenem Euro werden elf Cent direkt an die Banken überwiesen. Die Pro-Kopf-Verschuldung ist mit annähernd 16 000 Euro die dritthöchste aller Bundesländer, nur Berlin und Bremen stehen schlechter da. Allerdings hat diese Rechnung einen Haken: Neben den Schulden der Länder müssten auch noch die Verbindlichkeiten der Kommunen dazugerechnet werden, um mit den Großstädten vergleichbar zu sein. "Stadtstaaten haben generell eine höhere Pro-Kopf-Verschuldung als Flächenländer", sagt Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde, da sie "Kommune und Land zugleich" seien. Sie hätten doppelte Verwaltungskosten und hohe Infrastrukturkosten. Zudem arbeiten viele Gutverdiener in Hamburg, zahlen aber im Umland Steuern.

Ursprünglich sah der Haushaltsplan für 2011 eine Neuverschuldung von 650 Millionen Euro vor. Dank des starken ersten Halbjahres dürfte die Nettokreditaufnahme im Gesamtjahr nun geringer ausfallen. Dennoch steht der Stadt angesichts der für 2019/20 in Kraft tretenden Schuldenbremse ein schwerer Weg bevor. Spätestens dann dürfen die Ausgaben die Einnahmen nicht mehr überschreiten. Stricker: "Die Situation ist ernst."