Die “Badende“ in der Alster ist keinen Aufruhr wert

Kunst im öffentlichen Raum ist eine riskante Angelegenheit. Sie setzt sich dem Urteil der Öffentlichkeit viel stärker aus, als das in Museen oder Ausstellungen geschieht. Man kann einer Skulptur, einer Installation oder einem großformatigen Wandbild im Stadtraum nicht ausweichen, sondern ist gezwungen, diese Kunstobjekte wahrzunehmen und sich damit auseinanderzusetzen.

Schon aus diesem Grund sind Kunstwerke im öffentlichen Raum mitunter Steine des Anstoßes, werden kontrovers beurteilt und manchmal auch abgelehnt. In Hamburg gab es in der Vergangenheit mehrfach Kontroversen über derartige Kunstwerke. Das unvollendete "Gegendenkmal" am Dammtor, das der weltberühmte Wiener Bildhauer Alfred Hrdlicka 1983 bis 1986 dem in der NS-Zeit errichteten Kriegsmonument gegenüberstellte, erhitzte die Gemüter. Ebenso wie die Idee des amerikanischen Künstlers Jeff Koons, den Spielbudenplatz 2003 mit monströsen Quietscheenten zu verschönern, die zwischen zwei 110 Meter hohen Kränen baumeln sollten.

An Hrdlicka hat sich die Hansestadt gewöhnt, wohl auch weil das Gegendenkmal doch nicht sonderlich auffällt. Das gigantische Koons-Projekt ist Hamburg erspart geblieben, nicht zuletzt weil ein so auftrumpfendes Werk der hanseatischen Zurückhaltung widersprochen hätte. Tatsächlich gibt es in der Stadt sehr viele öffentlich oder privat finanzierte Plastiken, Installationen und Wandbilder, die wir allerdings nach einiger Zeit kaum noch wahrnehmen. Ein spektakuläres, vielleicht gar postkartentaugliches Kunstobjekt wird man hier aber vergebens suchen.

Hamburg mag nicht besonders mutig sein, was Kunst im öffentlichen Raum betrifft, aber bisher ist die Stadt ganz gut damit gefahren. Bei allen Kontroversen dieser Art ging es in der Vergangenheit aber wenigstens um Projekte, die einen Streit wert waren. Bei der 30 Meter langen "Badenden", die zurzeit auf der Alster dümpelt, ist das anders. Dieses Monstrum ist keine Kunst, über die sich die Aufregung lohnen würde, sondern nur ein Werbegag, der bald verschwunden und - diese Prognose sei hier gewagt - auch vergessen sein wird.