Nach jeder “Rocky Horror Show“ sind die Reinigungskräfte bis morgens im Einsatz. Täglich hinterlassen die Besucher Berge von Abfall.

Hamburg. Wenn der letzte Vorhang gefallen ist und das Licht aufleuchtet im Deutschen Schauspielhaus, dann wird das ganze Ausmaß des Vergnügens sichtbar. "Ein absoluter Ausnahmezustand", sagt Frank Diener, 48, Leiter der Hausreinigung im Schauspielhaus. Er meint das Klopapier, das über die roten Samtstühle verteilt ist, das Konfetti in jeder Ritze, die Spielkarten, Zeitungen, Partyhüte auf dem Fußboden, die Plastiktüten, in denen die Gäste Wasser hereingeschleppt haben. Munition fürs Mitmach-Musical: Die "Rocky Horror Show" hat Einzug gehalten in Hamburg. Und sie hinterlässt täglich Berge von Müll im Schauspielhaus.

"Wir hatten uns die Fotos aus Köln, wo das Musical zuvor aufgeführt worden ist, angesehen", sagt Frank Diener, "aber das ist nicht zu vergleichen. Auf das hier war niemand vorbereitet." In einer E-Mail an die Hausreinigung war vorab vorsichtig von "erhöhtem Reinigungsbedarf" die Rede gewesen.

Was das genau bedeutet, erfahren Frank Diener und seine Truppe jetzt täglich nach der Vorstellung. Um 22 Uhr ist das Stück zu Ende, zurück bleibt ein vermüllter Theatersaal. Anfangs war geplant, mit acht Leuten bis Mitternacht aufzuräumen. Nun kommt zusätzlich eine externe Reinigungsfirma. Sechs Mitarbeiter sind bis sieben oder acht Uhr morgens beschäftigt.

Die "Abfall-Orgie" gehört zur "Rocky Horror Show" traditionell dazu. Nicht nur die Schauspieler, sondern auch die Zuschauer haben Requisiten dabei. Wer sie vergessen hat, kann sich an der Rezeption des Schauspielhauses sogar eine "Fan-Bag" kaufen. Der Müll wird also nicht nur geduldet, er ist sogar geplant. Nur Nahrungsmittel sind verboten. Wenn es auf der Bühne regnet, spritzt Wasser aus Pistolen durch den Raum, wenn sich vorne die biedere Janet zum Schutz eine Zeitung über den Kopf hält, tun das auch die Zuschauer. Der größte Abfall wird in der Szene produziert, in der das Sexobjekt Rocky ausgepackt wird: Dann fliegen die Klopapierrollen meterweit durch den Saal.

Diener, der sonst selbst nur auf der Bühne putzt, wartet nun täglich schon mit einem Müllbeutel hinter den Türen, während die letzten Zugaben gespielt werden. Die Klopapierrollen sammeln er und seine Leute meist schon in der Halbzeitpause zusammen, nach dem Stück kommen die Staubsauger zum Einsatz. 20 Beutel pro Show werden voll. Die Gäste tragen das Konfetti auf Haaren und Sohlen auch bis ins Treppenhaus und auf die Toiletten. Dafür, sagt Diener, bringe die Show aber auch eine Menge gute Laune ins Haus. "Ich habe noch nie jemanden gesehen, der nicht mit einem Lächeln im Gesicht aus dem Saal gekommen ist."