Eine Glosse von Peter Wenig

Ich brauche keine Statistiken über irgendwelche Schlechtwetterrekorde. Ich muss auch nicht wissen, ob es nun der regenreichste Juli seit Beginn der Wetteraufzeichnungen oder nur seit 1945 war. Und ich möchte erst recht von keinem Einheimischen mehr hören, dass man so etwas nun wirklich ewig nicht mehr erlebt habe - wechselweise seit 20, 30 oder 40 Jahren. Denn ich war da. Auf Rügen. Auf Regen-Rügen, um es genauer zu sagen.

Was war der Tiefpunkt des Tiefs "Otto"? Der Moment, als wir im achten Geschäft vergebens nach Gummistiefeln für unsere Kinder fahndeten? Der Nachmittag in einem stickigen Kino zwischen knarzendem Popcorn und verklebter Cola? Oder doch die vierte Absage des gebuchten Segeltörns? Zu stürmisch, zu gefährlich, tut uns wirklich leid.

Mir auch. Vor allem, wenn man dann auch noch wie wir im Kurhaus Binz einem Konzert von Reinhold Beckmann lauscht. "Nachtregen" heißt eines seiner Werke - kaum etwas anderes würde er mehr lieben. Auf der Heimfahrt über eine prachtvolle Allee hätte eben jener Nachtregen fast für ein jähes Ende unseres Urlaubs gesorgt. An einem Baum.

Und was machen wir nächstes Jahr? Malle? Bella Italia? Nö. Wir fahren wieder nach Rügen. Alles schon gebucht. Denn in Wahrheit war es natürlich wunderbar. Die Kinder haben pfützentiefe Freundschaften gefunden, wir fanden es abends bei einem Glas Wein richtig kuschelig. Und für gesunde Urlauberbräune gibt es schließlich Solarien.