Übertragungsstandard DAB+ beansprucht in Hamburg dieselbe Frequenz wie RTL. Das führt zu Störungen beim Fernsehempfang.

Hamburg. Am Montag startet bundesweit der Betrieb des Digitalradios. Unter diesem Dachnamen senden dann öffentlich-rechtliche und private Radiobetreiber ihre Programme in einem neuen Standard aus: dem sogenannten DAB+ (Digital Audio Broadcast). Vor knapp anderthalb Wochen hat der Telekommunikationsdienstleister Media Broadcast, der das Digitalradio-Sendernetz betreut, einen DAB+-Testlauf an 27 Standorten im gesamten Bundesgebiet begonnen - unter anderem auch in Hamburg. Hier wird DAB+ vom Fernsehturm aus gesendet - und sorgt seither in einigen Haushalten der Hansestadt, die ihr TV-Programm analog empfangen, für ein gestörtes Fernsehbild.

"Ständige Verpixelung, sodass kein Bild erkennbar und der Ton fast ganz weg ist", schreiben Hamburger Kunden zum Beispiel in Internetforen des größten Kabelnetzbetreibers, Kabel Deutschland. Oder: "RTL geht gar nicht mehr!" Bei Kabel Deutschland sind diese Probleme bekannt. "Sie liegen allerdings nicht an uns, sondern an den technischen Gegebenheiten in den einzelnen Haushalten", so Norddeutschland-Sprecherin Heike Koring. Sie verweist auf die jüngst gestartete Ausstrahlung von DAB+. "DAB+ nutzt per Funk eine Frequenz, die bei analogen Fernsehgeräten besetzt ist", erklärt Koring. Davon sei stets der Kanal K05 betroffen, darauf sei in Hamburg im Analog-TV der Sender RTL zu empfangen - oder eben auch nicht.

"Eigentlich bereitet die Doppelbeanspruchung von Frequenzen auf Analog- und Funkbasis keine Schwierigkeiten", sagt Koring. "Problematisch wird es nur, wenn das Kabel zwischen Anschlussdose und Fernseher nicht gut genug gegen den Funk abgeschirmt ist."

Ähnlich sieht Simone Bielfeld, stellvertretende Pressesprecherin der Landesmedienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein, das Problem: "Die Beschaffenheit des Anschlusskabels kann ein Grund für die Bildstörung sein."

Genau dasselbe Phänomen habe es auch bei der Einführung des digitalen Antennenfernsehens DVB-T im Jahr 2004 gegeben, sagt Helmut G. Bauer, Geschäftsführer des neuen Digitalradios. Die Digitalradio-Frequenzen seien übrigens schon 2006 auf einer internationalen Konferenz vergeben worden, ergänzt Bauer.

Hätte man die Fernsehzuschauer dann nicht vor möglichen Störungen im Zuge der DAB+-Einführung warnen können? "Aufgrund der Erfahrungen aus der Vergangenheit haben wir mit einer überschaubaren Anzahl an Beeinträchtigungen gerechnet", räumt Heike Koring von Kabel Deutschland ein. "Allerdings konnten wir nicht voraussehen, wo sie auftreten würden, und wollten daher niemanden unnötig beunruhigen."

Die Zahl der Störungen sei recht gering, konkrete Zahlen gebe es aber nicht. Doch wie können die Störungen behoben werden? "Jeder Betroffene sollte sich ein neues, doppelt geschirmtes Anschlusskabel mit mindestens 85 Dezibel und der Kennzeichnung 'Klasse A' besorgen", rät Heike Koring. Sie fügt hinzu: "Das neue Anschlusskabel sollte ohne T-Stück oder Adapter angeschlossen werden."

Kabel Deutschland sei für die Kunden und deren Anliegen rund um die Uhr telefonisch unter der kostenfreien Service-Nummer 0800/526 66 25 zu erreichen.