Finanzbehörde spricht von 100 Millionen Euro Sanierungskosten. Entscheidung noch offen

Hamburg. Das Congress Center Hamburg (CCH) am Bahnhof Dammtor, einer der markantesten Gebäudekomplexe der Stadt, muss dringend saniert werden. Die Kosten für die Grundinstandsetzung würden nach ersten Schätzungen der Finanzbehörde bei mindestens 100 Millionen Euro liegen, bestätigte Sprecher Daniel Stricker dem Abendblatt: "Im Altbau des CCH besteht seit spätestens 2006 ein intern bekannter Sanierungsstau, der mittelfristig die Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit des weiteren Betriebs beeinträchtigt."

Zu diesem Ergebnis kommt auch ein von der Finanzbehörde in Auftrag gegebenes Gutachten: "Eine zügige Entscheidung zum grundsätzlichen Vorgehen für den Gesamtkomplex CCH ist aufgrund des baulichen Zustands - insbesondere auch wegen der Brandschutzthematik - erforderlich", heißt es in dem Papier, das dem Abendblatt vorliegt. Neben der Sanierung nennt das Gutachten als Alternative ausdrücklich die Aufgabe des CCH und einen Abriss einschließlich einer möglichen Nutzungsänderung. Auch ein Neubau des 1973 errichteten Gebäudekomplexes am bisherigen Standort oder an anderer Stelle ist im Gespräch.

Die Finanzbehörde hatte im Februar dieses Jahres eine Lenkungsgruppe mit Vertretern mehrerer Behörden eingesetzt, die inzwischen Ergebnisse präsentierte. Finanzbehörden-Sprecher Daniel Stricker: "Eine vollständige Sanierung des Altbaus verbunden mit einer Veränderung des Raumzuschnitts erscheint uns nach heutigem Kenntnisstand die beste Lösung, um die Betriebssicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit des CCH langfristig zu sichern." Eine endgültige Entscheidung dafür gebe es jedoch noch nicht, sagte Stricker.

In der Politik hat die Diskussion über die Zukunft des CCH bereits begonnen. "Hamburg als internationale Handels- und Hafenmetropole braucht ein leistungsfähiges und attraktives Kongresszentrum. Eine Sanierung ist dabei eine Option, wobei zunächst einmal die tatsächlichen Kosten vom Senat ermittelt werden müssen", sagte Karin Prien, wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Sie forderte eine öffentliche Diskussion über die Zukunft des CCH, das über die Hamburg Messe und Congress GmbH der Stadt gehört. Dabei dürfe es keine Denkverbote geben.

Aus Sicht des GAL-Wirtschaftsexperten Anjes Tjarks ist "die Situation im CCH anscheinend so prekär, dass jetzt alle Fakten zur Auslastung und zur finanziellen und baulichen Situation auf den Tisch müssen". Hamburg sei eine große Metropole, in der es Kapazitäten für Kongresse geben müsse. Die Stadt müsse aber nicht zwingend Betreiber eines Kongresszentrums sein.

Für Jan Balcke, den wirtschaftspolitischen Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, steht fest: "Hamburg hat nicht die Mittel, um hier im großen Stil zu investieren, auch wenn die Sanierung dringend erforderlich ist." Eine Sanierung komme nur infrage, wenn sie mithilfe von Investoren aus der Wirtschaft umgesetzt werde. "Darüber wird nachgedacht", hieß es dazu in der Finanzbehörde.