Die Griechenland-Initiative von Bundeswirtschaftsminister Rösler kommt spät. Möglicherweise zu spät. Denn statt an konkreten Aufbauplänen für das wirtschaftlich schwer angeschlagene südosteuropäische Land zu feilen, ging es bei den Interventionen von EU und Währungsfonds bisher fast ausschließlich ums Sparen. Finanzspritzen wurden gewährt, im Gegenzug von Athen rigide Kürzungsprogramme verlangt - eine viel zu kurzsichtige Vorgehensweise. Denn wie soll ein Land, dessen Wirtschaft stagniert und in dem die Arbeitslosenzahl rasant steigt, wieder ökonomisch gesunden? Sparen allein ist hier das falsche Rezept.

Der notwendige Konsolidierungskurs der Staatsfinanzen muss von einem zukunftsfähigen Wachstumsprogramm flankiert werden. Und hier sind vor allem die Unternehmen in den Euro-Staaten gefordert. Sie müssen Geld in die Zukunft Griechenlands stecken. Tourismus und erneuerbare Energien können für das Land am östlichen Mittelmeer zu Wachstumstreibern werden. Damit dies gelingt, bedarf es zunächst umfangreicher Investitionen in die Infrastruktur: in Straßen, Hotels und Stromnetze. Dies kann nicht allein Sache der Regierungen sein, auch die europäische Wirtschaft muss sich endlich zu ihrer Verantwortung für den Euro-Partner Griechenland bekennen.

Der Gipfel im Bundeswirtschaftsministerium war ernüchternd. Mehr als Absichtserklärungen konnte Minister Rösler nicht präsentieren. Es wird Zeit, dass auch die deutschen Unternehmen erkennen, wie dramatisch die Lage Griechenlands ist. Zeit für den Austausch von Belanglosigkeiten hat Europa nicht mehr.