Ein Kommentar von Stefan Reckziegel

Schon Westernhagen nölte 1978: "Liebling, lass uns tanzen, das tut dem Blutdruck gut. Liebling, lass uns tanzen, denn tanzen, dat find' jeder jut." Wirklich jeder? Damals hatten die Theater noch Sommerpause, und man musste zur Ferienzeit in Hamburg nicht einer Tanzshow nach der anderen ausweichen wie einem Stau auf der A 7: "Tango Seducción" in den Fliegenden Bauten und "Amigas" im Thalia laufen, nächste Woche steppen auf St. Pauli die "Tap Stars"; auch beim Sommerfestival auf Kampnagel wird bald kunstvoll getanzt, dann kommt das Alvin Ailey American Dance Theater in die Staatsoper.

Können sich die Tänzer nicht besser absprechen, anstatt im Rahmen der Dance-Show-Globalisierung alle im Juli und August hier anzutanzen?

Als Mitte der 90er-Jahre mit dem Tanz-Musical "Tango Pasion" das Revival des argentinischen Tanzes begann, hatte das hierzulande noch was Exotisches. Und wurde nicht erst im Januar dieses Jahres auf einer Tournee mit "Ultimo Tango" der letzte Tango angekündigt - zwar nicht der von Paris, aber der für Hamburg?

Verreisen bringt auch wenig. Dabei stößt man dann auf "Dance and Travel" - Tanzen im Urlaub mit "intensivem Unterricht in Tango argentino mit sympathischen und pädagogisch exzellenten Künstlern in stilvollen Hotels ..." Dann doch lieber alle Tanzshows aussitzen und auf die Winter-Salsa-Gala warten - Ende November in den Mozart(!)-Sälen.