Eine Glosse von Silvia Stammer

Der Mensch ist ein nachahmendes Geschöpf, der Vorderste führt die Herde an, wusste schon Schillers Wallenstein. Aber mit den Vorbildern ist es so eine Sache - täuscht es oder war da früher die Auswahl interessanter, waren die Taten heroischer? Gut, die Raucher haben Helmut Schmidt, und wer argumentatives Futter gegen Diäten braucht, muss nur an die klapperdürre Letizia von Spanien als Anti-Idol erinnern.

Als jetzt allerdings ein Energieversorger mit Sitz in Hamburg nach Vorzeige-Promis in Sachen Umwelt- und Klimaschutz fragte, war das Ergebnis doch überraschend überraschungslos.

Auf Platz eins landete verdientermaßen Orang-Utan-Streichler Hannes Jaenicke. Der Schauspieler jettet schließlich konsequent im Dienst der Ökologie um die Welt und verbraucht viel Papier für Bücher. Alles im Dienste der Aufklärung.

Trinken für die Welt - dafür ist unter anderem Günther Jauch bekannt. Wobei unklar bleibt, ob er seinen zweiten Platz im aktuellen Öko-Vorbild-Ranking für seine Bierkisten-Spenden-Aktion (alt) oder die Rettung eines Moselweinguts (neu) bekam. Ist ja letztlich auch egal, worauf man anstößt. Hauptsache, Regenwald und Reben wachsen.

Dass Sarah Wiener, die am energiesparenden Herd nachhaltiges Essen kocht, vor dem Bundesumweltminister - ach, wie hieß der Mann doch gleich ...? - im Ranking liegt, verwundert auch nur wenig. Es erinnert allenfalls an das Ergebnis früherer Meinungsumfragen, wonach für die Mehrheit nicht Nelson Mandela oder Mutter Teresa die wichtigsten Vorbilder sind. Sondern die eigene Mutter.