Matthias Neumann, 47, ist Geschäftsführer der Hamburger Agentur Act Agency

Hamburger Abendblatt:

1. Beim Tennisturnier am Rothenbaum hatten die Zuschauer zum ersten Mal freien Zugang auf die Anlage und die Nebenplätze. Die Resonanz war positiv, die Zahl der Besucher aber, die Tickets für den Centre-Court lösten, stieg nicht. Ist das Experiment trotzdem gelungen?

Matthias Neumann:

Das kann letztlich nur der Veranstalter beurteilen. Der Ticketumsatz ist von vielen Faktoren abhängig. Am wichtigsten ist die Qualität des Teilnehmerfeldes und das Abschneiden der deutschen Profis. Dann spielen Wetter, Ferienzeit und das Marketingkonzept eine Rolle. Die kostenfreie Öffnung der Außenbereiche halte ich für eine intelligente und sympathische Maßnahme. Der nachhaltige Erfolg wird sich erst langfristig auszahlen, wenn es sich herumgesprochen hat.

2. Ein einst hochpreisiges Sportangebot kostenlos anzubieten - ist das eine Abwertung des Produkts?

Neumann:

Die Veranstalter haben ja nur einen Teil des Produkts, nämlich die "Verpackung", kostenfrei gemacht. Das Kernprodukt, die Spiele am Centre-Court, leiden darunter nicht. Eher steigt deren Begehrlichkeit, weil die Zahl der "Zaungäste" sich erhöht. Nun muss dieser Weg weiterbeschritten werden.

3. Welche Sportevents sollten kostenlos angeboten werden, bei welchen würden Sie abraten?

Neumann:

Es gibt Sportevents, die müssen kostenlos sein. Unsere Großevents wie der Haspa-Marathon, der Kitesurf-World-Cup oder der Surf-World-Cup Sylt sind kostenlos. Das geht schon von der geografischen Lage nicht anders und weckt Sympathie beim Publikum. Dort, wo Eintrittspreise akzeptiert werden, kann jeder Veranstalter sie erheben. Grundsätzlich sollte der Besuch von Sportevents auch für Menschen, die weniger verdienen, erschwinglich sein.

4. Wären Sponsoren bereit, Einnahmeausfälle durch freien Eintritt mit der Erhöhung ihres Budgets zu kompensieren, falls sich dadurch die Besucherzahl erhöht?

Neumann:

Der Wert für Sponsoren ergibt sich aus der Kombination der Faktoren Image und mediale Reichweite. In bestimmten Fällen könnte ich mir so etwas vorstellen, jedoch erfordert dies ein bestimmtes Kommunikationskonzept des Sponsors, um der Öffentlichkeit glaubwürdig und sympathisch die Leistung zu vermitteln.

5. Im Internet gibt es die Null-Cent-Mentalität. Wird sie auf Sportevents übergreifen?

Neumann:

Ich sehe für hochklassige Events keine Gefahr. Wenn das Angebot stimmt, werden Menschen immer bereit sein zu zahlen. Wenn es am Rothenbaum einen neuen Michael Stich gibt, ist der Centre-Court ausgebucht.