Maike Röttger, 44, Geschäftsführerin von Plan Deutschland

1. Hamburger Abendblatt:

Bezeichnet der Uno-Sicherheitsrat den Klimawandel zu Recht als Gefahr für den Weltfrieden?

Maike Röttger:

Die Uno hat sich zu einer überfälligen Erklärung durchgerungen. Unser Kinderhilfswerk begrüßt das. Der Klimawandel bringt viele Mädchen und Jungen in den betroffenen Ländern in direkte Gefahr. Im aktuellen Fall der Dürre in Ostafrika wird es deutlich: Menschenrechte sind außer Kraft gesetzt, die Familien kämpfen ums Überleben, die Regierungen sind mit den überfüllten Lagern und der schwierigen Sicherheitslage überfordert.

2. Plan International kümmert sich vor allem um Mädchen. Inwieweit sind die betroffen, wenn die Temperaturen steigen?

Röttger:

Lang anhaltende Dürren wie auch Überflutungen zwingen die Familien dazu umzusiedeln. In dieser Situation sind ganz besonders Mädchen Gefahren ausgesetzt, zum Beispiel wenn sie weite Wege zum Wasserholen zurücklegen müssen oder sich prostituieren, um Nahrungsmittel für die Familie zu kaufen. Die Mädchen werden in solchen Situationen viel zu früh verheiratet, weil die Eltern hoffen, sie seien dadurch in Sicherheit.

3. Was erhoffen Sie sich durch den Beschluss des Sicherheitsrates?

Röttger:

Leider konnte sich der Sicherheitsrat nicht darauf verständigen, den Klimawandel als direkte Bedrohung zu bezeichnen. Es ist aber immerhin bei der Erklärung geblieben, dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

4. Was kann die Uno leisten: Blauhelme gegen Klimasünder?

Röttger:

Die Uno sollte sich dafür einsetzen, dass die Staatengemeinschaft präventive Maßnahmen in den gefährdeten Ländern unterstützt, damit Blauhelme gar nicht erst zum Einsatz kommen müssen. Die Länder müssen so aufgestellt sein, dass sie sich weitestgehend selbst helfen können.

5. Kann die Staatengemeinschaft den Klimawandel-Opfern helfen? Müsste man sie umsiedeln?

Röttger:

Die Menschen in Somalia sehen im Augenblick keinen anderen Ausweg als die Flucht in die Nachbarländer. Dort gibt es aber auch Hungersnot und Wassermangel. Das ist sicherheitspolitischer Sprengstoff. Unser Ansatz ist, dass Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Menschen in ihrer Heimat bleiben können. Das sollte auch für die Staatengemeinschaft gelten.