Lutz Marmor, 57, ist Intendant des NDR

Hamburger Abendblatt:

1. Sandra Maischberger ist schon da, Jauch kommt dazu, jetzt auch Gottschalk - droht der ARD eine Inflation der Stars?

Lutz Marmor:

Als Jörg Pilawa zum ZDF ging, hieß es: Der ARD laufen die Stars weg. Thomas Gottschalk ist einer der ganz Großen in der Fernsehunterhaltung. Ich freue mich darauf, dass er im nächsten Jahr zu uns kommen wird: Die Besten gehören ins Erste!

2. Welche Lücke im Programm soll Thomas Gottschalk bei der ARD ausfüllen?

Marmor:

Der Vorabend im Ersten ist insgesamt im Aufbruch - wir planen eine Reihe grundlegender Neuerungen. Die regionalen "Krimiserien mit Augenzwinkern" sind da ein wichtiger Baustein. Thomas Gottschalk wird zusätzlich mit seiner Tagesshow für eine neue, unterhaltsame und aktuelle Farbe im Vorabend sorgen, die in dieser Form derzeit fehlt. Es ist ein Experiment, auf das sich die Zuschauerinnen und Zuschauer freuen können.

3. Eine Late-Night-Show mit Gottschalk ist schon einmal gefloppt, warum soll es jetzt klappen?

Marmor:

Erstens reden wir nicht über Late Night, sondern die Zeit vor der 20-Uhr-"Tagesschau". Zweitens ist Thomas Gottschalks Konzept so vielversprechend, dass man es unbedingt ausprobieren sollte. Und drittens gibt es zwar nie und nirgends eine Erfolgsgarantie, aber in diesem Fall mit Thomas Gottschalk einen herausragenden Protagonisten. Die geplante Sendung wird keine Talkshow im klassischen Sinn, schon gar keine politische Talksendung, die haben wir zu späterer Stunde im Programm. Es geht um ein völlig anderes, modernes Unterhaltungsformat. Lassen Sie sich überraschen!

4. Berfürchten Sie nicht, dass sich sein Schwiegersohn-Charme schnell abnutzt, wenn er viermal pro Woche zu sehen ist?

Marmor:

In den langen Jahren seiner Karriere in Radio und Fernsehen hat sich Thomas Gottschalks Charme kein bisschen abgenutzt. Er ist schlagfertig wie kaum ein anderer. Ich finde ihn heute besser denn je. Schon in seiner frühen Radiozeit hat er es verstanden, die Menschen täglich zu faszinieren. Warum sollte ihm das bei uns nicht gelingen? Thomas Gottschalk begeistert nach wie vor Jung und Alt.

5. Zuschauer sollen über Twitter und Facebook mit Gottschalk kommunizieren, ist er dafür nicht zu alt?

Marmor:

Kommunikation über das Internet ist doch heute eine Selbstverständlichkeit. Auf diese Weise mit den Zuschauern in direkten Kontakt zu treten ist Thomas Gottschalks ureigene Idee gewesen. Wenn er sich dafür nicht fit fühlen würde, hätte er sie kaum vorgeschlagen.