Der Zustand der Meere verlangt von Brüssel radikales Handeln

Man stelle sich vor, ein Goldgräber findet einen Diamanten - und wirft ihn achtlos weg, um weiter nach Gold zu suchen. Ein absurder Gedanke? Auf Europas Meeren vollzieht sich jeden Tag dieses absurde Schauspiel. Mit ihrer festgelegten Quote gehen Fischer auf gezielten Fang und werfen die Fische, die sie nicht verkaufen können, tot zurück ins Meer. Bisher hat Europa Ressourcenverschwendungen dieser Art gebilligt.

Dass Brüssel den Rückwurf dieser sogenannten Beifänge in seiner Fischereireform verbieten und seiner auf reinem Geschacher basierenden Quotenpolitik ein Ende setzen will, ist ein überfälliger Schritt. Der besorgniserregende Zustand der europäischen Meere verlangt radikales Handeln. Noch aber besteht die Gefahr, dass sich die EU-Kommission einmal mehr im Geflecht nationaler Interessen verheddert. In der Fischereipolitik haben die Staaten bis zuletzt ihre wirtschaftlichen Belange ungeniert über den Naturschutz gestellt.

Was jetzt hilft, ist eine klare Sprache: Die Rettung der Fischbestände wird nicht ohne den Abbau von Fangflotten funktionieren. Nicht alle Arbeitsplätze in der Fischerei können erhalten bleiben. Das Fischangebot muss schrumpfen und notfalls teurer werden. Mit anderen Worten: Die Fischerei der Zukunft muss mehr sein als ein Gewerbe. Sie kann nur noch als Nachhaltigkeitsprojekt überleben.