Amputationen sind keine schöne Sache. Vorsätzlich ausgeführt, haben sie aber in der Regel einen Sinn: Leben zu erhalten. Im Fall der HSH Nordbank lief es umgekehrt. Zunächst hat sich die EU-Kommission entschieden, die Bank am Leben zu lassen - amputiert ihr dann aber auch Körperteile, mit denen sie durchaus hätte weiterleben können. So gesehen hat Brüssel eine grundsätzlich richtige Entscheidung mit unschönen Begleiterscheinungen getroffen.

Erfreulich aus Sicht Hamburgs und Schleswig-Holsteins und aller ihrer Steuerzahler ist, dass die Länder nun doch nicht gezwungen werden, sich spätestens 2014 von der HSH Nordbank zu trennen. Jeder, der schon mal ein Auto verkauft hat, weiß, was es bedeutet, wenn einem potenziellen Käufer bekannt ist, dass der Besitzer verkaufen muss - es drückt den Preis. Im Fall ihrer früheren Landesbank hätten die beiden Bundesländer bei einem Zwangsverkauf Milliarden verlieren können - wenn sich denn überhaupt ein Käufer findet. Das Beispiel WestLB, die nach einer EU-Auflage verkauft werden sollte, zeigt, wie problematisch das ist: Mangels Interessent muss sie nun liquidiert werden, den Schaden hat unter anderem das Bundesland Nordrhein-Westfalen.

Ebenfalls nachvollziehbar ist, dass die Nordbank sich aus dem internationalen Immobiliengeschäft zurückziehen muss. Schließlich haben das extrem schnelle Wachstum der HSH in Übersee und das gierige Geschäftsgebaren im angloamerikanischen Raum die kleine norddeutsche Regionalbank erst an den Rand des Abgrunds gebracht.

Dass die EU die Anteile an der HSH zugunsten der Länder verschieben will, ist mit dem 2009 zu hoch angesetzten Aktienpreis zu rechtfertigen. Dieser Preis ging zulasten der Länder. Ob es auch sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt. Denn diese Maßnahme ist juristisch heikel, bringt relativ wenig, provoziert aber eine Menge Ärger - vor allem zwischen der Regierung in Kiel und den örtlichen Sparkassen. Ihre kleine HSH-Beteiligung verliert noch mehr an Wert.

Etwas unlogisch erscheint die EU-Auflage, dass die HSH ihr komplettes Flugzeugfinanzierungs- und Teile des Schifffahrtsgeschäfts aufgeben muss. In diesen Bereichen hat sie nun wirklich Know-how und Aussicht auf Gewinne. Diese Vorgabe tötet die Bank zwar nicht, aber es schmerzt sie - und viele Hundert Mitarbeiter, die vermutlich gehen müssen. Kleiner Trost: Im Gegensatz zu lebenden Organismen ist diese Amputation der HSH nicht irreversibel.