Ein Kommentar von Silvia Stammer

Baustellen haben ein schweres Schicksal. Sind sie da, stören sie den Verkehrsfluss. Fehlen sie, ist es auch nicht gut. Der derzeitige Zustand in Hamburg ist insofern gleich doppelt negativ: An vielen Ecken in der Stadt werden die Asphaltdecken aufgerissen, wird Teer gegossen, und trotzdem ist der Gesamtzustand der rund 5000 Straßenkilometer nicht zufriedenstellend. Mit Galgenhumor könnte Schlagloch-Slalom als "pot-holing" zum Trendsport avancieren: Wer den Blick nicht in jeder Sekunde auf den Asphalt richtet und rechtzeitig das Steuer herumreißt, hat verloren.

Im Ernst: der Zustand der Straßen in Hamburg ist in Teilen desaströs, dem Bild einer Metropole nicht angemessen - und dies ist seit Langem bekannt. Etwa seit Mitte der 90er-Jahre, so die Erfahrung des ADAC und auch die Wahrnehmung vieler Bürger, wurden die nötigen Arbeiten von der jeweiligen Regierung auf die lange Bank geschoben. Doch wie bei einem Haus, dem jahrelang nur ein Eimerchen Farbe statt Pflege, Wartung und gegebenenfalls Sanierung gegönnt wird, war das Problem nur aufgeschoben, nicht aufgehoben.

Dass der SPD-Senat jetzt zusätzliche Millionen für die Ausbesserung der Frostschäden bereithält, zeigt, dass man im Rathaus die Verkehrs-Zeichen verstanden hat. Allerdings ist die Summe so gering, dass sie eher Feigenblatt-Charakter hat. Das ist zwar verständlich für Politiker, die in erster Linie das Hohelied des öffentlichen Nahverkehrs singen. Aber wird jetzt nicht gründlich geplant und gearbeitet, kommt früher oder später die dicke Rechnung. So sicher wie die nächste Baustelle.