Ein Kommentar von Peter Wenig

Kaum ein Begriff wurde in den vergangenen Jahren so sehr strapaziert wie das "Sommermärchen". Auch auf der Frauenfußball-WM pappte wochenlang dieses Etikett. Was sich jedoch jetzt nach dem Viertelfinal-K.-o. gegen Japan abspielt, erinnert eher an ein drittklassiges Trauerspiel.

Zu einem Hauptdarsteller in der Riege der Verlierer schwang sich gestern Stefan Prinz auf. Der Vater der Rekord-Nationalspielerin Birgit Prinz attackierte die Trainerin Silvia Neid frontal. Natürlich sprach er nur aus, was seine Tochter denkt - und hat ihr doch einen Bärendienst erwiesen. Schon im Jugendfußball sind Eltern, die sich in die Trainerarbeit einmischen, unerwünscht. Im Leistungssport machen sie sich und vor allem ihre Kinder lächerlich. Dass Birgit Prinz diese Aussagen zurückweist, macht ihre Situation nicht besser.

Doch auch Silvia Neid dimmt mit ihrer uneinsichtigen Art die gerade entflammte Begeisterung für den Frauenfußball. Harsch weist sie jede Verantwortung für das frühe Ausscheiden zurück. Dabei gehört die Fähigkeit zur Selbstkritik zu den wichtigsten Führungs-Grundsätzen. Wer diese komplett vermissen lässt, muss sich die Frage nach der Eignung für ein Spitzenamt gefallen lassen.

Verbandschef Dr. Theo Zwanziger, erklärter Fan des Frauenfußballs, gehört ebenfalls zu den Verlierern. War es wirklich notwendig, die Bundestrainerin vor dem Turnierstart mit einem Vertrag bis 2016 auszustatten? Jetzt wird ein Wechsel, der nach weiteren Enttäuschungen unumgänglich werden dürfte, vor allem eines: teuer.