Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Sebastian Vettel bleibt in der Formel 1 das Maß aller Dinge. Der schnellste Wagenlenker im Grand-Prix-Zirkus stand bei allen neun Rennen in dieser Saison am Ende auch auf dem Siegerpodest. Sechs erste und drei zweite Plätze - diese der Perfektion nahe Bilanz des deutschen Starpiloten im Bullen-Stall eines österreichischen Brauseherstellers demütigt die Konkurrenz der Werksteams dermaßen, dass sich deren Konzernlenker mittlerweile fragen dürften, wofür sie eigentlich ihre Millionen ausgeben.

Dass trotz dieser Dominanz dennoch nicht so etwas wie Langeweile in der Formel 1 aufkommt, hat eine ganz einfache Erklärung. Hinter jedem Lenkrad sitzt ein Mensch, der sich 90 Minuten lang in einer engen Kohlefaserröhre bei Tempo 300 konzentrieren muss. An den Fahrzeugen arbeiten Menschen, die in wenigen Sekunden ein Hightech-Paket abfertigen müssen. Und Menschen machen Fehler. In Silverstone hatte Vettel keine Probleme beim Rasen, sondern beim Parken: Seine Mechaniker verpatzten in der Red-Bull-Garage den Reifenwechsel. Immerhin nicht so peinlich wie beim Rivalen Jenson Button, der nach seinem Reifenwechsel plötzlich auf dreieinhalb Rädern rechts ranfuhr. In Kanada war Vettel selbst von der Piste gerutscht, als er mit abgefahrenen Reifen die Führung behaupten wollte.

Nur ist der Weltmeister mittlerweile so sehr gereift, dass er aus Pannen keine Pleiten macht, sondern Punkte. Auch zweite Plätze, weiß Vettel, sichern ihm den Titel. Aus diesem Holz sind Champions geschnitzt.