Seit 2006 ist die Grundschule Schierenberg stillgelegt. Schwere Vandalismusschäden. Jetzt sollen Gymnasiasten einziehen.

Hamburg. Die Gebäude sind innen und außen mit Graffiti beschmiert, Türen sind eingeschlagen, Fenster zersplittert, Teile des Dachs und Regenrinnen fehlen - vermutlich von Kupferdieben geklaut. Die ehemalige Grundschule Schierenberg im Hamburger Stadtteil Rahlstedt ist in einem jämmerlichen Zustand, und das wird jetzt zu einem handfesten finanziellen Problem für die Stadt. Denn die im Sommer 2006 stillgelegte Schule soll künftig wieder genutzt werden. Das benachbarte Gymnasium Meiendorf soll fünfzügig werden und den alten Grundschulstandort übernehmen. Doch der müsste nach Angaben der Finanzbehörde zunächst für 4,5 Millionen Euro saniert werden.

Zwar lässt sich nicht genau beziffern, wie viel davon auf die Vandalismusschäden zurückzuführen ist. Aber offensichtlich hängt ein erheblicher Teil der Summe damit zusammen, dass sich fünf Jahre lang niemand um die Schulgebäude gekümmert hat. "Der unzureichende Unterhalt rächt sich nun in hohen Kosten für die Grundsanierung", kritisiert Ole Thorben Buschhüter, SPD-Bürgerschaftsabgeordneter aus dem Wahlkreis Rahlstedt. Dass der Standort wieder für Schulzwecke genutzt werden soll, sei ja erfreulich, so Buschhüter. "Die notwendigen Kosten hauen einen allerdings vom Hocker. Man fragt sich, warum die Anlage derart dem Verfall preisgegeben wurde."

+++ Kommentar: Dem Verfall preisgegeben +++

Die Frage hat das Abendblatt auch Alexandra Dinges-Dierig gestellt, 2004 bis 2008 Schulsenatorin im CDU-Senat. Sie erinnert sich so, dass der Bezirkliche Ordnungsdienst BOD auf die Gebäude aufpassen sollte. "Das liegt nicht im Zuständigkeitsbereich von Schulbehörden", so Dinges-Dierig. Der Bezirk Wandsbek wusste von dieser Regelung jedoch nichts und verwies auf das "Sondervermögen Schulbau". Dieser Anfang 2010 gegründeten Zweckgesellschaft gehören alle Hamburger Schulgebäude. Die für das Sondervermögen zuständige Finanzbehörde sagt: "Das Gelände ist ordnungsgemäß eingezäunt." Und obwohl die Schäden unübersehbar sind und Anwohner sogar über Schießübungen mit Softair-Pistolen auf dem Schulgelände berichten, sagt die Polizei, von Vandalismusschäden sei ihr nichts bekannt.

"Die Gebäude befinden sich in einem unhaltbaren Zustand", meint hingegen FDP-Schulexpertin Anna von Treuenfels. Sie begrüße die Erweiterung des Gymnasiums Meiendorf. "Aber es schockiert uns, dass nun ein hoher Betrag für die Grundsanierung von Gebäuden aufgewendet werden muss, die eigentlich hätten instand gehalten werden müssen." Sie will nun mit in einer Anfrage an den Senat klären, ob derartige Zustände noch an anderen Schulstandorten herrschen.

+++ Bericht: Vandalismus macht Schule +++

Die Grundschule Schierenberg gehörte zu den elf Schulstandorten, deren Stilllegung Ende 2004 wegen sinkender Schülerzahlen beschlossen wurde. Zwei werden jetzt doch weiterbetrieben, für neun fanden sich andere Interessenten, so die Finanzbehörde. Angaben über Verkaufserlöse machte sie nicht. CDU-Schulexperte Robert Heinemann sieht in dieser Vorgeschichte den Grund für die Probleme: "Der Sanierungsbedarf für die Grundschule Schierenberg lag schon damals in Millionenhöhe. Deshalb wurde entschieden, diesen Standort zu schließen." Es sei lange geplant gewesen, dort Wohnungen zu bauen. "Dann wäre es logisch, nichts mehr in den Erhalt zu investieren."