Die deutschen Frauen scheitern bei der WM an sich selbst

In einem Märchen werden gemeinhin wundersame Begebenheiten erzählt. Insofern ist mit dem Ausscheiden der deutschen Elfen bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Tatbestand eines (Sommer-)Märchens erfüllt, wenn auch ohne glückliches Ende. Wer hätte ernsthaft in Betracht gezogen, dass die zweimaligen stolzen Weltmeisterinnen bereits im Viertelfinale scheitern würden - noch dazu im eigenen Land?

Zweieinhalb Monate wurde der Körper geschult, taktische Finessen einstudiert. Am Ende aber versagte der Kopf, weil die Spielerinnen ganz offensichtlich nicht in den Genuss einer notwendigen mentalen Vorbereitung gekommen waren. In der Konsequenz blieb das Team weit unter seinen Möglichkeiten und konnte die von der Öffentlichkeit geschriebene Rolle im Drehbuch nicht ansatzweise erfüllen, war überfordert. Ließe man einmal alle Zutaten dieses zum Volksevent hochgejazzten Turniers weg, müsste unterm Strich ein vernichtendes sportliches Fazit gezogen werden. Kein Wunder, dass Bundestrainerin Silvia Neid als böser Wolf nun massiv in die Kritik gerät. So läuft eben das Geschäft.

Einen nachhaltigen Imageschaden wird der Frauenfußball nach dem jäh geplatzten Titeltraum indes nicht nehmen, im Gegenteil. Besonders der Jugendbereich wird sich als Profiteur der WM 2011 über beachtliche Zuwächse freuen dürfen. Dennoch sollte der Deutsche Fußball-Bund kritisch seine gigantischen Marketinganstrengungen überdenken, mit denen der Verband vor der WM 2011 erst diejenigen Geister rief, mit denen Fußballerinnen wie Lira Bajramaj später schwer zu kämpfen hatten. Sportliche Fragen waren bei ihren Presseterminen jedenfalls die Ausnahme.

Statt neue Popsternchen zu produzieren, ist der DFB jetzt umso mehr gefordert, ähnliche Nachwuchs-Förderprogramme aufzulegen wie bei den Männern nach der misslungenen Europameisterschaft 2000 und nicht mit dem Sparen anzufangen, wie es einige Experten bereits befürchten. Schließlich ist der Frauenfußball noch längst nicht auf seiner höchsten Entwicklungsstufe angekommen. Wer verfolgt hat, wie sich beispielsweise das Frauentennis zu einem beeindruckend athletischen Wettkampf entwickelt hat, vermag zu erahnen, welches Niveau in fünf bis zehn Jahren erreicht werden kann. Spätestens dann werden endlich die nervigen Vergleiche zu den männlichen Kickern aufhören und nur noch der Sport im Vordergrund stehen.

Man wird ja wohl mal träumen dürfen.