Der 32-jährige Kölner gilt als Demokratiefeind. Am Sonnabend spricht er am Dammtorbahnhof vor erwarteten 1500 Anhängern. Demos sind geplant.

St. Pauli. Er gilt als Hassprediger, Hetzer und Förderer des radikalen Islamismus. Der Salafist und Konvertit Pierre Vogel, 32, wird am Sonnabend ab 18 Uhr auf dem Dag-Hammarskjöld-Platz am Dammtorbahnhof vor erwarteten 1500 Anhängern sprechen. Es ist der erste gänzlich öffentliche Auftritt des Rheinländers an der Elbe. Bislang hatte Vogel in Moscheen gepredigt. Der Hamburger Verfassungsschutz wird den Auftritt des rotbärtigen Predigers genau verfolgen. Bereits vor mehreren Wochen hatte Pierre Vogel auf verschiedenen Wegen im Internet angekündigt, Anfang Juli öffentlich in Hamburg sprechen zu wollen.

Vogel ist einer der deutschlandweit bekanntesten Salafisten. Er hat bereits mehrere öffentliche Auftritte in Köln und Frankfurt am Main absolviert. Vor allem dort hat er viele Anhänger. Vogel - ein ehemaliger Berufsboxer - polarisiert gern. Seine Auftritte werden nicht nur beim Verfassungsschutz genau beobachtet, sondern auch in der islamistischen Szene diskutiert. Die Ordnungsbehörden befürchten Gegenproteste - Vogel will in Hamburg unter anderem über die Rolle der Frau im Islam und die Bundeswehr in Afghanistan sprechen.

Vogel spricht Deutsch als Muttersprache, ist in Köln aufgewachsen, hat also eine andere Sozialisierung erfahren als die meisten anderen Islamisten. "Das macht ihn natürlich auch für Menschen außerhalb der Szene oder der muslimischen Gemeinden interessant", sagt Manfred Murck, Chef des Verfassungsschutzes in Hamburg. "Wir haben vor mehreren Wochen von Vogels möglichem Auftritt erfahren." Vogel, der die öffentliche Diskussion suche, habe damit mehr Ausstrahlung als andere Islamisten, werde schon durch seine teils provokanten Auftritte stärker registriert, so Murck.

Der Konvertit, der von sich sagt, er lehne Terror ab, gilt als "Durchlauferhitzer" für zukünftige Gotteskrieger - vor allem wegen seiner ausgefeilten Rhetorik. Salafisten wie Vogel praktizieren eine wortwörtliche Auslegung des Korans. Sie gelten als integrations- und demokratiefeindlich. Vogel ist Mitglied des salafistischen Vereins "Einladung zum Paradies" (EZP), der vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Nach Einschätzung von Sicherheitsbehörden gilt er als einflussreichste Person der deutschen Konvertitenszene.[

Bei der Polizei ist die Veranstaltung ordnungsgemäß angemeldet. Da Vogel in der Vergangenheit äußerst penibel darauf achtete, klar verfassungsfeindliche Äußerungen in der Öffentlichkeit zu unterlassen, gab es auch keine Handhabe für die Behörden, den Auftritt zu unterbinden.

Zwei Gegenkundgebungen sind bereits für Sonnabend angekündigt: Die "Linksjugend solid" erwartet nach eigenen Angaben 15 Teilnehmer zu einer Kundgebung "gegen Rassismus und religiösen Fundamentalismus", die islamkritische Partei "Die Freiheit" plant nach eigenen Angaben, 100 Mitglieder und Förderer gegen Vogel auf die Straße zu bringen.