Das erste, was Antonietta Chirivi morgens um halb zehn tut, ist eine Tomatensauce zu kochen - "für den Mittagstisch". Ein Cappuccino bringt sie in Schwung, dann wird Basilikum geschnibbelt und Wasser für das Gemüse aufgesetzt. Die 74-Jährige ist Köchin im "Ristorante Torcello" in Harvestehude. "La Mamma" steht auf ihrem Kittel, und tatsächlich ist sie eine der wenigen italienischen Mammas, die in Hamburg noch nach Originalrezepten kochen - jetzt ausgezeichnet vom Kulturverein "Artisti del Belpaese".

Mitten im Gespräch schnappt sie sich ein Brett, bestäubt es mit Mehl und beginnt mit ihren goldberingten Fingern aus frischem Teig Pasta zu kneten. Dabei lacht sie herzlich - man merkt der ehemaligen Fabrikarbeiterin die vielen 14-Stunden-Tage nicht an. Schon Tausende Male hat sie die kleinen Öhrchen und Grübchen aus Teig geformt; gelernt hat sie es als Mädchen von ihrer Mamma - und manchmal hat sie es verflucht. "Ich habe sie angefleht, einfach mal fertige Barilla-Nudeln zu kaufen!"

Seit 1989 steht Antonietta Chirivi mit ihrem Sohn Francesco, Mitinhaber des "Torcello", jeden Mittag in der Küche. Damals fing ihr zweites Leben in Deutschland an, geschieden von ihrem Mann, befreit aus der Enge des süditalienischen Dorfes Taranto. Und was macht sie sonntags, wenn das Restaurant geschlossen ist? Dann backt sie italienische Kekse - in ihrer eigenen Cucina in Eimsbüttel.

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