Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Die Rahmenbedingungen waren perfekt. Gut gefüllte Stadien, grenzenlose Unterstützung durch den Deutschen Fußball-Bund und mediale Dauerberieselung, dazu die Sommerpause des Bundesligafußballs als liebstes Kind der Deutschen. Und doch mochte die ganz große Stimmung bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Deutschland nicht aufkommen. Bis jetzt.

Der 4:2-Sieg der deutschen Elf gegen Frankreich war der nötige Katalysator, um die bislang seltsam künstliche Stimmung dieses Fußballfests endlich mit Leben zu erfüllen. Ein mitreißendes Länderspiel, begeisterte Zuschauer und ein deutsches Team, das einen starken Gegner mit kämpferischen und spielerischen Mitteln niederhielt. Eine junge, sympathische Mannschaft hat sich gefunden, die diesem Turnier - wenn alles klappt - für drei weitere Spiele das Gesicht geben wird. Auch wenn von vornherein klar war, dass sich das Sommermärchen von 2006 nicht wiederholen lassen würde, darf das Experiment Frauen-WM in Deutschland schon jetzt als geglückt gelten. Rekord-Einschaltquoten und sportlicher Erfolg machen kleine Unzulänglichkeiten wett und bauen Vorurteile über die Kombination Frauen und Fußball ab.

Auch jetzt wird es noch genügend Kritiker geben, die lieber den deutschen U-17-Nachwuchs zaubern sehen und sehnsüchtig auf den ersten Bundesliga-Anpfiff in Dortmund warten. Lasst die Sommermädchen doch einfach ihren großen Traum genießen! Die Rückkehr in den sportlichen Alltag wird für sie noch hart genug sein.