Die Etiketteberaterin Meike Slaby-Sandte bietet Knigge-Seminare im Fairmont-Hotel Vier Jahreszeiten an. Die strengen Empfehlungen, die Hutträgern Anfang des 20. Jahrhunderts gegeben wurden, sieht die 39-Jährige gelockert.

"Heute tragen vor allem viele junge Männer Hüte als modisches Accessoire. Sie können mit der Etikette von damals nichts anfangen, weil sie sie - im Gegensatz zu Urhanseaten und eingefleischten Hutträgern - nie kennengelernt haben."

Früher sei der Herrenhut ein Kleidungsstück gewesen, das aus gutem Grund und Nutzen getragen wurde. "Es wurde viel mehr zu Fuß erledigt als heute; zudem gab es keine Mäntel mit Kapuzen. Der Hut diente also in erster Linie dazu, Regen, Staub und Schmutz abzuwehren." Er wurde abgenommen, sobald man einen geschlossenen Raum betrat."

Ganz anders heute: Bei Galas oder Medien-Events, bei denen Künstler auftreten, behalten viele ihre Hüte einfach auf. Das sei in Ordnung, nur bei einem gesetzten Essen sollte man spätestens den Hut abnehmen.

Das richtige Hutmodell erfordert Fingerspitzengefühl: "Der Hut sollte zum Charakter des Trägers passen. Man sollte sich damit wohlfühlen. Schließlich ist ein Hut ein Blickfang."

Einer zierlichen Person rät Slaby-Sandte zu einem kleineren Modell. Die Farbe sollte sich in der Kleidung widerspiegeln, etwa an den Schuhen.