Lange brodelte der Streit um Netto unter der Oberfläche, nun ist der Konflikt in der Edeka-Gruppe offen ausgebrochen. Die selbstständigen Kaufleute innerhalb der Genossenschaft wehren sich vor allem deshalb gegen die aggressive Discounttochter, weil es für viele von ihnen ans Eingemachte geht.

Tatsächlich ist es kaum nachvollziehbar, warum Edeka die Expansion der Billigtochter ohne Rücksicht auf Verluste in den eigenen Reihen vorantreibt. Die Marktanteile der Discounter stagnieren, Handelsexperten warnen seit Jahren vor den Überkapazitäten im Lebensmittelmarkt, die schon heute zu einem gnadenlosen Verdrängungswettbewerb führen.

Weshalb also unbedingt 1000 neue Billigmärkte eröffnen? Ist es schlicht der Wunsch von Edeka-Chef Markus Mosa, zum größten deutschen Discounter aufzusteigen und Aldi hinter sich zu lassen? Oder stimmen die Gerüchte, die Expansion diene quasi als Zwangsmodernisierungsprogramm für die Edeka-Märkte? Nach dem Motto: Die Angst der Händler vor Netto ist so groß, dass sie schleunigst ihre Märkte erneuern - auf eigene Kosten, versteht sich.

Das Argument, mit der Expansion von Netto wachse die Einkaufsmacht der Gruppe und damit auch die Rendite der selbstständigen Händler, zieht jedenfalls nicht. Schließlich ist die Macht von Edeka schon heute so groß, dass sich Markenartikler und Bauern regelmäßig über das Preisdiktat beschweren. Ein paar Hundert neue Netto-Filialen mehr machen da auch nichts mehr aus. Sie können einige Edekaner aber die Existenz kosten.

Eine Entwicklung, die der Edeka-Chef schleunigst stoppen sollte.