Die Belastbarkeit einer Beziehung zeigt sich vor allem in schweren Zeiten. Die durchlebt die schwarz-gelbe Koalition unter anderem dank Euro-Krise, Fukushima samt Energiewende oder Libyeneinsatz in Serie. Hinzu kommen von Anfang an selbst verschuldete Reibereien, weil Union und Liberale die Vereinbarungen des Koalitionsvertrags unterschiedlich interpretierten. Vor allem die von der FDP schon in den Verhandlungen zur Schicksalsfrage erhobene Steuerreform unter dem Motto "Einfacher, niedriger, gerechter" bereitet den Berliner Partnern bis heute Ungemach.

Auch sonst hatte sich die damalige Wunschkoalition von Gesundheits- über Pflege- bis Hartz-IV-Reform viel vorgenommen und schriftlich fixiert. Nur die Suche nach neuen Partnern war nicht dabei. Die scheint dank permanenter Frustrationen allerdings in vollem Gange zu sein. Seit der 180-Grad-Wende beim Atomausstieg lassen manche Unionisten durchblicken, dass man die Grünen auch auf Bundesebene mittlerweile für regierungsfähig erachtet. Die FDP erinnert ihrerseits an erfolgreiche sozialliberale Zeiten.

Das Drohen, man könne auch mit jemand anderem ganz gut, kann ein Weckruf sein, ein Appell, zurück zu gemeinsamen Zielen und endlich hin zu vertrauensvoller Arbeit zu finden. Aufgaben sind schließlich reichlich vorhanden, die Legislaturperiode ist noch nicht einmal zur Hälfte vorbei und die Wähler haben Anspruch auf eine handlungsfähige Regierung. Die Drohung kann sich zudem sehr schnell verschleißen. Entweder, man macht sie spätestens beim zweiten Mal wahr - oder verliert die Glaubwürdigkeit.

Ein vorzeitiges Ende der Koalition kommt - jenseits aller Treueschwüre - ohnehin nicht infrage. Derzeit verfügt Deutschland über kein gültiges Wahlrecht. Die vom Verfassungsgericht angemahnten Korrekturen wurden verschleppt, sodass Neuwahlen auf äußerst schwankendem Grund stünden. Außerdem dürften die ins Spiel gebrachten Ersatzpartner momentan wenig Lust verspüren, sich mit einer der derzeit regierenden Parteien einzulassen. Die Grünen sehen nach wie vor die größeren Schnittmengen mit der SPD. Die Sozialdemokraten wiederum können es sich kaum leisten, ihr Schicksal an eine Partei zu knüpfen, die an der Fünf-Prozent-Hürde zu scheitern droht. Und was 2013 passiert, entscheiden nicht zuletzt die Wähler.

Manchmal ist es eben die schiere Not, die Partner in der Krise zusammenhält. Gegenseitiges Vertrauen wäre besser.