Es hätte so schön werden können. Die WM im eigenen Land mit einem Publikum, das mit noch nie da gewesener Euphorie die Frauen-Nationalmannschaft feiert. Und dann, zur Krönung einer 17 Jahre währenden Ausnahmekarriere im deutschen Trikot, der Titel-Hattrick. Einmal noch wollte Birgit Prinz als Kapitänin den Pokal in den Himmel strecken. Es wäre ihr ganz persönlicher Triumphzug gewesen. Nun ist plötzlich alles anders.

Weltmeister, ja, dieses Ziel kann die Mannschaft durchaus erreichen, allen Zweiflern nach den überraschend schwachen Auftaktspielen zum Trotz. Doch Birgit Prinz scheint dem eigenen Anspruch - und dem ihrer Trainerin - nicht mehr gerecht zu werden. Frustriert und schmallippig gab sie sich nach ihrem Auftritt, wollte sich weder mit ihren Teamkolleginnen freuen noch öffentlich zu ihren Fehlern stehen. Das Spiel, sagte sie, sei insgesamt enttäuschend gewesen. Dabei hätte sie, mit 214 Länderspielen die Erfahrenste im Kader, die notwendige Reife aufbringen müssen, einen entscheidenden Knackpunkt anzusprechen: ihre eigene Leistung.

Silvia Neid schenkte ihrer Anführerin bisher reichlich Vertrauen. Auch die Mannschaft tat es. Nur Birgit Prinz selbst scheint ebendieses verloren zu haben. Die studierte Psychologin kämpft mit dem Druck, den vor allem sie selbst aufgebaut hat. Wirkte sie zu Beginn der Vorbereitung fast gelöst, ist nicht nur ihr Gesicht verkrampft, wenn sie auf ihre Leistung angesprochen wird. Birgit Prinz muss Fehlerdiagnose betreiben. Sonst könnte sie sich zum Ausklang ihrer Karrierre auf der Ersazbank wiederfinden.