Eine Glosse von Hans Wacker

Willkommen in Hamburg! Gäste der Stadt sollen sich wie zu Hause fühlen, sofern sie noch ein Zimmer finden. Falls sie nicht vorbestellt haben, werden sie auf ihren Koffern sitzen bleiben. Die sind auf Dauer allerdings nicht so gemütlich wie ein Hotelbett. Aber in Hamburg ist kein Zimmer mehr frei.

Es ist unverständlich, dass die Hansestadt das mit den Zimmern einfach nicht hinbekommt. Einerseits werden zu wenige Wohnungen gebaut, andererseits stehen Büros leer. Das sind von jeher ideale Schlafplätze.

In Hamburg haben wir trotz der vielen Neubauten ganz offenkundig einen Mangel an Hotelzimmern. Da Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte es partout nicht schaffen, die Gefängnisse zu füllen, hilft es vielleicht, die grauen Zellen zu benutzen. Wie wär's mit Übernachtungen im Knast? Im Kittchen sind noch Zimmer frei. In Schweden zum Beispiel gibt es wunderschön ausgestattete Räume für Hotelgäste, weshalb man ja auch von schwedischen Gardinen spricht.

Der Hamburg-Besucher kann auch gern mit kleinem Gepäck anreisen, denn gegen Aufpreis gibt es einheitlich gestreifte Kleidung. Der Tourist wird Land und vor allem Leute beim Vier-Gänge-Menü "Henkersmahlzeit" kennenlernen, wenn er sich unter den schweren Jungs aufhält.

Das ist auch eine gute Vorbereitung, um sich die Schwergewichte des Boxens anzuschauen. Klitsch und k. o. Allerdings muss er rechtzeitig in der Anstalt zurück sein. Wenn die Wärter die Zelle abschließen und der Gast ist nicht da, dann wird womöglich die Polizei nach dem Freigänger fahnden. Beim Knast hört der Spaß nämlich auf.