Der Rückgang bei den Erwerbslosen in Hamburg setzt sich fort. Nur im Süden der Stadt steigen die Zahlen deutlich - besonders in Harburg.

Hamburg. In der Hansestadt setzt die Düsseldorfer Stockheim Gastronomie-Gruppe auf Expansion. Erst im März wurde als siebter Standort das Restaurant Zum Schiffchen eröffnet. "Wir haben dort 15 Mitarbeiter eingestellt und unsere Belegschaft damit auf knapp 100 ausgeweitet", sagte Tjark Röhrs, der Hamburger Personalchef der Gruppe, gestern dem Abendblatt. Das ist aber nicht das letzte Wort. "Wir profitieren auf der Messe und im Kongresszentrum, die wir bewirtschaften, von der steigenden Zahl der Veranstaltungen", so Röhrs. In den kommenden zwölf Monaten soll der Aufbau von Stellen weitergehen. Röhrs: "Bis zu zehn neue Jobs sind allein für das nächste Jahr vorgesehen."

Die Entwicklung bei der Gruppe mit bundesweit 1200 Angestellten wirft nicht nur ein Schlaglicht auf die Lage in der Gastronomie in Hamburg, wo sich die Zahl der Arbeitsplätze in den zwölf Monaten bis Ende April um 4,4 Prozent auf 30 000 erhöht hat. Auch in der Gesundheitswirtschaft, im Handel, im Baugewerbe oder in der Industrie sind in den vergangenen zwölf Monaten mehr sozialversicherungspflichtige Stellen entstanden, insgesamt 832 300. Damit lag das Plus Ende April bei 1,6 Prozent. Zwar liegt dieser Wert unter dem Zuwachs von 2,5 Prozent auf Bundesebene, doch in der Hansestadt hält das Wachstum seit Oktober 2005 ununterbrochen an. Selbst in der Krise nahm die Zahl der Arbeitsplätze weiter zu. Jetzt rechnet der Chef der Arbeitsagentur Hamburg, Sönke Fock, damit, dass im Herbst die Marke von 70 000 Arbeitslosen unterschritten werden kann.

"Der Trend auf dem Arbeitsmarkt zeigt weiter in die richtige Richtung", bilanzierte Fock gestern. So sank die Zahl der Arbeitslosen im Juni gegenüber Mai um 1260 auf nun noch 71 910. Damit ging die Quote von 7,9 auf 7,7 Prozent zurück. In allen Hamburger Bezirken ist die Zahl der Menschen ohne Job in den vergangenen zwölf Monaten gesunken.

Einzige Ausnahme ist Harburg. Dort gab es im Juni mit 10 564 exakt 7,5 Prozent mehr Menschen ohne Job. "Hintergrund dafür ist, dass sich viele Einwohner auf der Suche nach günstigen Wohnraum dorthin orientiert haben", sagte Fock. Unter den Neu-Harburgern gebe es viele Arbeitslose. Bei den Langzeitarbeitslosen stehen nun zwar 2120 mehr in der Statistik. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass die Arbeitsagentur aufgrund der von 184 auf 135 Millionen Euro gesunkenen Mittel für Förderprogramme gut 3100 Ein-Euro-Jobs und 2279 Plätze in der Weiterbildung weniger anbietet. "Das bedeutet, dass die Unternehmen auch Mitarbeiter eingestellt haben, die zuvor Arbeitslosenhilfe oder Hartz IV bezogen", sagt der Chef der Hamburger Arbeitsagentur. Im kommenden Jahr werden die vom Bund bereitgestellten Mittel weiter sinken. Dann wird die Agentur voraussichtlich insgesamt 100 Millionen Euro ausgeben können.

Problematisch bleibt in Hamburg die lange Dauer, bis freie Stellen wiederbesetzt werden können. Sie beträgt jetzt im Durchschnitt 88 Tage, acht Tage mehr als noch im Mai, obwohl mit 14 932 offenen Stellen die bisher zweithöchste Zahl nach der Wirtschaftskrise erreicht ist. Bundesweit liegt die Dauer bei 60 Tagen. Für Fock gibt es für diese Problematik in Hamburg mehrere Gründe. Zum einen seien in der Hansestadt in Boombranchen wie dem Flugzeugbau spezielle Jobs ausgeschrieben, die nur schwer zu besetzen seien. "Dazu kommt aber auch, dass von den bisher noch nicht vermittelten Arbeitslosen mehr als die Hälfte keinen Berufsabschluss hat", sagte er. Um die Vakanzzeiten zu verringern, müssten die Unternehmen noch stärker darauf achten, dass ihre Mitarbeiter Beruf und Familie miteinander vereinbaren könnten. Auch die Einkommen müssten an das Hamburger Niveau angepasst werden. "Hamburg zieht zwar Menschen an. Das Leben in der Stadt ist aber teuer."

Veränderungen sieht Fock bei den Bewerbungen für Ausbildungsplätze in Hamburg. Hier stehen derzeit bei der Arbeitsagentur 8270 Stellen gut 6000 Bewerbern gegenüber. Knapp die Hälfte von ihnen hat aber noch keinen Vertrag für den Herbst abgeschlossen - das sind gut 1000 mehr als im Vorjahr. "Die Jugendlichen pokern jetzt mehr als in den vergangenen Jahren, weil sie wissen, dass ihre Chancen gut stehen", sagt Fock. Dennoch geht er davon aus, dass alle Interessierten noch einen Ausbildungsplatz finden. "Die Zeit wird aber knapp", warnt der Agenturchef. Für Kurzentschlossene hat die Agentur unter 2485-1113 eine Hotline geschaltet.