Es ist eine ungewohnte Situation für Google: Normalerweise ist es der Suchmaschinengigant, der andere Internetfirmen mit seinen Innovationen vor sich hertreibt. Doch wenn es um die beliebten sozialen Netzwerke geht, hat der US-Konzern den Anschluss an den Emporkömmling Facebook längst verloren. Mit 700 Millionen Nutzern weltweit ist der Konkurrent meilenweit enteilt.

Für Google ist diese Entwicklung dramatisch, da Facebook für immer mehr Menschen zum Tor zum Internet wird. Anstatt ein neues, trendiges Restaurant zu googeln, lassen sie sich eine neue Location lieber von einem ihrer Freunde empfehlen. Der Verkehr auf der Google-Seite sinkt und damit auch die Werbeeinnahmen, von denen der Konzern abhängig ist.

Der neue Dienst Google+ ist nun sicherlich der größte und auch ehrgeizigste Versuch, verlorenes Terrain zurückzuerobern. Das soziale Netzwerk präsentiert sich optisch eleganter als Facebook. Auch die einfache Einteilung von Bekannten in einzelne Freundeskreise macht durchaus Sinn. Schließlich gibt es viele Informationen, die zwar für die Freundin oder die Fußballkumpels bestimmt sind, Arbeitskollegen oder flüchtige Bekannte aber nichts angehen.

Dass sich allerdings ausgerechnet Google nun als Hüter der Privatsphäre darstellt, mutet angesichts des ungebremsten Datenhungers des Konzerns und des Streits um den Dienst Street View schon fast aberwitzig an. Wer wirklich um die Sicherheit seiner persönlichen Daten besorgt ist, dürfte wohl kaum zu Google als Facebook-Alternative greifen.