Ein Kommentar von Tino Lange

Es lohnt sich, den Konzert-Fotografen der Bildagenturen ein Bier auszugeben, schließlich versorgen sie uns mit ungezählten Anekdoten. So hörten wir von einer italienischen Operndiva, die sich bei einer Fotosession nach jedem Auslösen das Ergebnis auf dem Kameradisplay zeigen ließ: "Löschen ... löschen ... löschen ... ja, wundervoll! Du bist großartig. Aber bitte retuschieren."

Wer das für einen standesgemäßen Operndiven-Spleen hält, der wird nun von den US-Punks Social Distortion eines Besseren belehrt. Denn die halten den akkreditierten Fotografen vor ihren vier ausverkauften Konzerten im Docks einen bemerkenswerten Vertrag unter die Nase.

Wie bei Konzerten mittlerweile üblich, tritt jeder Bildjournalist die Rechte an seinen Aufnahmen an die Band ab, damit die auf Postern, Shirts und was sich noch anbietet, einen schnellen Euro macht. So weit, so bekannt.

Zusätzlich sollen die Fotografen nun noch ihre Bilder zwecks Genehmigung der Band oder Social Distortions Management vorlegen. Und nur, was den Herren genehm ist, darf an die Redaktionen gesendet werden. Ob das Eitelkeit oder Kontrollwahn geschuldet ist - es hat mit Pressefreiheit und Punk wenig zu tun. Und währenddessen filmen im Publikum natürlich Hunderte Handy-Kameras.

Und was kommt jetzt als Nächstes? Müssen wir unsere Konzert-Kritiken erst dem Management vorlegen, bevor sie gedruckt werden?