Ein Kommentar von Alexander Josefowicz

Mit dem Grimme-Online-Award für das "GuttenPlag Wiki" erhält nicht nur eine Website einen Preis. Sondern die Wahrheit. Das Plagiat der Doktorarbeit ist nicht durch die Medien und durch keinen Untersuchungsausschuss aufgedeckt worden, sondern von Freiwilligen, die zumeist anonym blieben.

Während sich zu Guttenberg noch nach Kräften darum bemühte, in eine Opferrolle zu schlüpfen, sammelten die Netz-Aktivisten Fakten. Und sie fanden mehr als genug. Es war das erste Mal, dass dieses amorphe Ding, diese so genannte "Netzgemeinde", in Deutschland reale Macht ausübte. Die Gemeinschaft der vielen, die sich untereinander weder kennen noch zwingend aus den gleichen Beweggründen handeln, hat den Spieß umgedreht: Denn normalerweise sind es die Bürger, die unter Beobachtung von Staats wegen stehen. Das zeigt einer der anderen Preisträger, die Dokumentation "Was Vorratsdaten über uns verraten", mehr als deutlich.

Die Rechercheure des Wikis haben bewiesen, dass es das Internet möglich macht, auch den Staat und seine Protagonisten zu überwachen, zu überprüfen, ob sie tatsächlich das sind, was sie vorgeben zu sein. Sie haben keine Hetzkampagne betrieben, sondern das getan, was man von mündigen Bürgern erwartet: Sie haben sich auf die Suche nach der Wahrheit gemacht.